Edith Stein in Gerleve, Benediktinerkloster

Bezüge zu Edith Stein in Gerleve, Benediktinerkloster

Die Verbundenheit mit den Benediktinern

Während ihrer Zeit und Tätigkeit am katholischen „Deutschen Institut für Wissenschaftliche Pädagogik“ in Münster (1932/33) besuchte Edith Stein häufiger die Abtei in Gerleve (bei Coesfeld). So schreibt sie am 31.10.1932 aus Gerleve bei Coes­feld, Abtei St. Josef, an Anneliese Lichtenberger, Ludwigs­hafen:

„[…] jetzt konnte ich es ermöglichen, Christ-Königs-Fest und Allerheiligen bei den Benediktinern zu feiern. Das tut wieder mal gut.“ (ESGA 2, Br. 227)

Doch nicht nur zum Gebet, auch zum intellektuellen Austausch fährt Edith Stein nach Gerleve: Sie hört Vorträge der Patres (z. B. über Husserl und die Philosophia Perennis) und spricht selbst über die Philosophie des Thomas von Aquin.

Kontaktadresse: Benediktinerabtei Gerleve, 48727 Biller­beck, Telefon: 02541/8000;

https://www.abtei-gerleve.de/

Msgr. Wolfram Krusenotto (1927-2009), Beate Beckmann-Zöller (2020)

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Vor allem besuchte Edith Stein die Abtei in Gerleve (bei Coesfeld) zur Sonntagsvesper. So konnte sie ihre Verbundenheit mit dem Benediktiner-Orden, die sie besonders in der Kar- und Osterwoche in Beuron gefunden hatte, auch in Gerleve vertiefen. Ihr späte­rer Ordensname Sr. Benedicta zeugt von diesem geistlichen Band. So schreibt sie am 31.10.1932 aus Gerleve bei Coes­feld, Abtei St. Josef, an Anneliese Lichtenberger, Ludwigs­hafen: „[…] jetzt konnte ich es ermöglichen, Christ-Königs-Fest und Allerheiligen bei den Benediktinern zu feiern. Das tut wieder mal gut.“ (ESGA 2, Br. 227)

Aber noch vor Weihnachten entscheidet sie sich gegen Gerleve, weil sie dort zu bekannt geworden ist, und schreibt an Adelgundis Jaegerschmid OSB am 12.12.1932 aus Münster: „Für die Festtage will ich in klösterliche Abgeschiedenheit mit schöner Liturgie fliehen. Nicht nach Gerleve, weil ich die Überfälle in der Kirche und noch mehr im Klosterhof fürchte; aber ganz in der Nähe zu den Ursulinen nach Dorsten, die mich schon lange eingeladen haben.“ (ESGA 2, Br. 232)

Am 12.2.1933 (Br. 243) schreibt sie der befreundeten Ursulinen-Oberin Petra Brüning: „Ich war erst dreimal in Gerleve in diesem ganzen Jahr und habe P. Prior [Bonaventura Rebstock] noch nicht viel gesprochen. Aber ich weiß, daß ich jemanden in meiner Nähe habe, dem ich rückhaltlos vertrauen könnte, und das ist etwas, was Ruhe und Kraft gibt.“

Edith Stein war nicht nur zum Gebet, sondern auch zum intellektuellen Austausch in Gerleve, bzw. in der zugehörigen „Mädchenaufbauschule“. Sie hat dort Vorträge der Patres gehört und selbst Vorträge gehalten, zu denen es jedoch nur mündliche Zeugnisse gibt.

Im Edith-Stein-Archiv Köln befindet sich unter der alten Signatur P / A II 5 ein Zettel mit der Überschrift „Literatur“ und unter Angaben zu Heidegger und Kant notierte Edith Stein: „Gerleve Vorträge von P. Maurus ‚Husserls Phänomenologie und ihre Bedeutung für die Bewegung zur Philosophia Perennis‘“.

Außerdem berichtete P. Placidus Schornstein OSB von Vorträgen Edith Steins. Er war seit 1930 viele Jahre Gastpater in der Abtei und traf Edith Stein dort öfter. In seinem Brief vom 8.5.1973 schrieb er an den Karmel Köln: „Ich habe sie in Coesfeld gehört, als sie für Lehrpersonen – ich war von 1929-1933 Religionslehrer an der Mädchenaufbauschule dort – Vorträge hielt, z. B. über ‚Die Philosophie des hl. Thomas von Aquin‘ oder ‚Sexualpädagogik‘. Ich war mit vielen tief beeindruckt von ihrer Heiligkeit und Innerlichkeit …“.[1] (ESGA 2, Br. 163, Edith Stein an Adelgundis Jaegerschmid, 28.6.1931, Anm. 14).

Msgr. Wolfram Krusenotto (1927-2009), ergänzt durch Beate Beckmann-Zöller (2020)

[1] Neyer, Amata, „Die Vorträge Edith Steins aus den Jahren 1931-1932“, ESJ 2001, 318-337, 333f.