Echt

Aufnahme im Echter Karmel

Edith Stein wurde von einem Freund des Karmels mit dem Auto nach Echt gebracht, wo sie herzlich aufgenommen wurde. Sie blieb aber rechtlich Mitglied im Kölner Karmel (ESGA 28, Br. 718a Anm. 1).

Einige Monate nach Edith (31.12.1938) findet auch ihre Schwester Rosa Stein, die 1936 in Köln ebenfalls zur katholischen Kirche konvertiert war, Aufnahme im Echter Karmel. Als Laien-Christin legt sie die Gelübde des Dritten Ordens ab (ESGA 28). Sie übernimmt den Pfortendienst des Klosters und hilft im Garten.

Angesichts der immer schwieriger werdenden Lage schreibt Edith Stein in Echt am 9. Juni 1939 ihr Testament: „[…] Schon jetzt nehme ich den Tod, den Gott mir zugedacht hat, in vollkommener Unterwerfung unter Seinen heiligsten Willen mit Freuden entgegen. Ich bitte den Herrn, daß Er mein Leben und Sterben annehmen möchte zu Seiner Ehre und Verherrlichung […]“. (ESGA 1, 375)

Auch in Echt kann sich Edith Stein wissenschaftlich betätigen. Sie schreibt zunächst an kleineren geistlichen Texten (ESGA 19/20) und an der Autobiographie „Aus dem Leben einer jüdischen Familie“ (ESGA 1). Marvin Farber ermutigte sie 1940 zur Mitarbeit an seinem neugegründeten amerikanischen „Journal of Philosophy and Phenomenological Research“, sie schickte ihm die religionsphilosophische Untersuchung „Wege der Gotteserkenntnis“ und übersetzt die Werke des Dionysius Areopagita (ESGA 17, 1939-41). 

Edith Stein übersetzte 1939 aus dem Lateinischen den interessanten Aufsatz von Gustav Engelbert Closen SJ „Über die ‚sogenannte Judenfrage‘“ (ESGA 28, 227-252), wahrscheinlich auf Anregung von P. Johannes Hirschmann SJ, um ihren Mitschwestern einen sachlichen Blick auf das Thema zu geben. Hirschmann schlug ihr vor, eine Art „Phänomenologie des karmelitischen Ordenslebens“ zu schreiben, d. h. Phänomene wie Gebet, Opfer, Reinigung, Glaube, Liebe, Jungfräulichkeit, Gelübde usw. phänomenologisch-sachlich zu betrachten. (ESGA 3, Br. 702)

Von ihrer Priorin wird sie mit einer Studie über den hl. Johannes vom Kreuz zu dessen 400. Geburtstag am 24.6.1942 beauftragt. Dieses Werk, die „Kreuzeswissenschaft“ (ESGA 18), wird ihr letztes.

Deportationen von jüdischen Mitbürgern

Als die katholischen niederländischen Bischöfe in einem Hirtenbrief am 26. Juli 1942 die Deportationen von jüdischen Mitbürgern aus den inzwischen von Nationalsozialisten besetzten Niederlanden anprangern, werden als Gegenschlag am darauf folgenden Sonntag alle katholischen Juden verhaftet. So werden auch Edith und Rosa Stein am 2. August 1942 zunächst in die Sammellager Amersfoort und Westerbork gebracht und am 7. August nach Auschwitz deportiert. Am 9. August werden beide in den Gaskammern von Auschwitz–Birkenau getötet.

In Echt hält die „Stichting Dr. Edith Stein“ die Erinnerung an Edith Stein wach.  

https://www.edithstein.nl/deutsch

Vor der Kirche Sankt Landricus steht ein Denkmal zur Erinnerung an die Heiligsprechung, in der Kirche wird  der Chormantel Edith Stein aufbewahrt.

in der Kirche wird  der Chormantel Edith Stein aufbewahrt

Quelle: https://www.edithstein.nl/deutsch

Beate Beckmann-Zöller (2020)


 

zu Edith-Stein-Gedenk-Orten

Literatur

Echt

  • Stassen-Muyrers, Jenny / van Vugt, Ton, Edith Stein. Was nicht in meinen Plänen lag, das hat in Gottes Plan gelegen. Edith Stein Rundgang durch Echt, Echt 2019 (Flyer)

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Der Karmel in Echt, Bovenstestraat 48, wurde im Kultur­kampf der Bismarckzeit 1875 von Köln aus gegründet. Die Schwestern waren geflüchtet und erhielten 1879/80 ein neues Kloster in Echt, nach dem Entwurf von Dr. P. J. H. Cuypers. Die­se Verbindung zum Kölner Karmel blieb bestehen und so wurde Sr. Teresia Benedicta a Cruce am 31.12.1938 hier herzlich aufgenommen. Die 1987 noch lebenden Mitschwestern siedelten in den Karmel nach Beek über, während eine größere Karmel-Gemeinschaft aus Maastricht im Karmel Echt einzog. Der Beeker Karmel ist inzwischen geschlossen. Heute (2020) leben noch fünf Karmelitinnen im Echter Karmel.

Die Erlaubnis für Edith Stein, endgültig in den Echter Karmel überzuwechseln, wurde von Rom nur unter Vorbehalt auf drei Jahre gegeben, bis zur möglichen Änderung der Zeiten. (ESGA 28, Br. 584 korrigiert, ESGA 3 war fehlerhaft; Br. 718a Anm. 1). Damit ist der Kölner Karmel Erbe der Manuskripte Edith Steins, was in den Anfangsjahren noch nicht klar war. Das Seligsprechungsverfahren, das wie üblich in der Diözese des Todesortes eröffnet wurde (Krakau), wurde gleich anschließend nach Köln übertragen; das wäre dann andernfalls Limburg / Niederlande gewesen, wodurch die Zeugenbefragung usw. komplizierter verlaufen wäre.

Schwester Benedicta lebte hier bis zum Tag ihrer Verhaftung am Sonntag, dem 2. August 1942. Ihre leibliche Schwester Rosa, die am Vigil-Tag von Weihnachten 1936 in der Krankenhauskirche zu Köln­-Hohenlind durch Prälat van Acken getauft worden war, konnte 1940 über Belgien zum Karmel nach Echt kommen und war dort als Tertiarin an der Pforte tätig, bis sie zusam­men mit Sr. Benedicta verhaftet und abgeführt wurde.

Im Karmel von Echt schrieb Schwester Benedicta vom 7. November 1941 an bis zum Tag ihrer Verhaftung „Die Kreuzes­wissenschaft“ (ESGA 18), eine Studie über Johannes vom Kreuz, dessen 400. Jahrestag seiner Geburt 1942 gefeiert wurde.

An der Stelle, von der aus Edith Stein gemeinsam mit Rosa durch die Gestapo inhaftiert wurden, findet man – zwar keinen Stolperstein wie in Köln, Freiburg und Breslau, dafür aber – eine „Gedenkplatte“ im Bürgersteig mit der Inschrift „Rosa + Edith Stein, 2. August 1942, 17 Uhr“.

In der Klo­sterkirche „von der Hl. Familie“ feierte Edith Stein die Hl. Messe zum letzten Mal mit und empfing ihre letzte Hl. Kom­munion, die sie seit ihrer Taufe in Bergzabern täglich empfangen hatte.

In der Klosterkirche sieht man das neue vierteilige Fenster in der Rückwand der Kirche, das links Teresia von Jesus (Avila), daneben Edith Stein, dann Edith Stein als „Sr. Teresia Benedicta a cruce“ und Johannes vom Kreuz dar­stellt. An der Klosterkirche befindet sich ein Gedenkstein an die Seligsprechung. Leider ist das Kloster nicht mehr zu besichtigen. Die Kapelle ist nicht mehr durchgängig geöffnet.

Msgr. Wolfram Krusenotto (Ergänzungen Jen Stassen / Beate Beckmann-Zöller, 2020)