Edith Stein in Berlin

Bezüge zu Edith Stein in Berlin

Edith Stein besuchte in Berlin von Breslau aus ihren Göttinger Kommilitonen Winthrop Bell und ihren Schwager Hans Biberstein (1919). Zwar war sie als Delegierte der liberalen DDP zum Parteitag in Berlin ausgewählt worden, sie scheint vom 19.-22.7.1919 jedoch nicht dort gewesen zu sein.

Anfang 1933 hatte sie eine wichtige Mission in Berlin, sie sprach auf der Arbeitstagung des Deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik“ über „Jugendbildung im Lichte des katholischen Glaubens“ am Donnerstag, 5.1.1933, 15-17.30h (Wundtstraße 40-44).

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Edith Stein in Berlin

Im Mai 1919 wurde Edith Stein als Breslauer Delegierte bestimmt für den Parteitag der DDP, gemeinsam mit 14 anderen.[1] Der Parteitag fand vom 19.-22.7.1919 in Berlin statt[2], jedoch ist fraglich, ob Stein tatsächlich dort war, denn weder ihren Briefen noch den Zeitungsberichten ist etwas über eine mögliche Anwesenheit bzw. einen Beitrag zu diesem Parteitag von Seiten Edith Steins zu entnehmen. Auch ihre Briefe klingen so, als sei sie in Göttingen über ihrem Habilitations-Versuch „Psychische Kausalität“ (ESGA 6) gesessen und hätte das politische Projekt bereits an den Nagel gehängt. Ihre Anwesenheit auf dem Parteitag konnte jedenfalls bisher nicht nachgewiesen werden.

Allerdings hatte Stein 1919 „zweimal in Berlin zu tun“[3], wie sie in ihrer Autobiographie schreibt, sie nennt allerdings keinen Grund dafür, sondern spricht nur von den privaten Begegnungen mit ihrem Göttinger Kommilitonen Winthrop Bell und ihrem Schwager Hans Biberstein, der als Mediziner ein Praktikum in Berlin absolvierte.

Edith Stein hatte das Abschluss-Referat übernommen: „Jugendbildung im Lichte des katholischen Glaubens“, Donnerstag, 5.1.1933, 15-17.30h.

Zuvor sprachen am Montag, nach der Eröffnung durch Prof. Dr. J. P. Steffes der mit Edith Stein befreundete Dozent Dr. H. Brunnengräber über „Die natürlichen Aufgaben der Jugendbildung, in kritischer Beleuchtung pädagogischer Bestrebungen der Gegenwart“ (9.15-12h, und 16-19h);

am Dienstag Dozent Dr. W. Hansen „Die psychische Entwicklung im Kindes- und Jugendalter und die Aufgaben der Jugendbildung“ (9-12h, 16-19h);

Mittwoch Dr. K. Haase, „Die sozialen Beziehungen und Gebilde und die Aufgaben der sozialen Jugendbildung“, 9-12h.

16-19h Dr. H. Brunnengräber „Vom Wesen der Unterrichtsmethode und vom Sinn der Unterrichtsreform der Gegenwart“.

Dann am Donnerstag von 9-11.30h noch einmal Dr. K. Haase „Erziehungsmethode und moderne Erziehungsreform“.[4]

Edith Stein bildete also als einzige Frau den Abschluss und hatte als einzige die Beleuchtung des Bildungsthemas aus katholischer Sicht direkt im Titel. Sie erlebte die Gespaltenheit der Katholiken; der rassenideologische Zeitgeist hatte längst auch die katholischen Lehrerverbände erreicht und verwirrt, doch Stein versuchte hier Orientierung zu geben.

Sie schrieb im Anschluss an diese Tagung: „Die Berliner Tage sind nun vorbei, rein äußerlich betrachtet, waren sie für mich ein Erfolg, und ich bin allen, die durch ihr Gebet dazu geholfen haben, herzlich dankbar. Was an fruchtbarer Wirkung bleiben mag, das entzieht sich ja unserer Kenntnis. Es waren sehr aufreibende Tage, und sie haben mir wieder gezeigt, wie groß und verantwortlich die Aufgabe ist, die wir vor uns haben.“ (Br. 239 an Petra Brüning, 15.1.1933)

Die große verantwortliche Aufgabe wurde ihr jedoch – was die intellektuelle Durchdringung des katholischen Bildungs-Auftrags gegenüber dem Zeitgeist betrifft – bald genommen. Dem nationalsozialistischen Zeitgeist sollte sie ab dem Herbst desselben Jahres im Gebetsleben (im Karmel) und später durch ihr Lebensopfer entgegentreten.

 

Heute erinnern in Berlin einige Orte an die Philosophin und Märtyrerin:

  • die Pfarrei „Heilige Edith Stein“ (Bruno-Taut-Ring 9f, 12359 Berlin; Mailto: pfarrbüro@heiligeedithstein.de),
  • das „Katholische Schulzentrum Edith Stein“, eine Fachschule für Sozialpädagogik und eine Berufsfachschule für Sozialassistenz“ (Mailto: sekretariat@kses.schulerzbistum.de)
  • die katholische Studentengemeinde (KSG) Edith Stein (Dänenstraße 17/18, 10439 Berlin, Mailto: mail@ksg-berlin.de)
  • ein Studentenwohnheim mit Familienzentrum „Haus Edith Stein“ mit 137 Appartements (studentenwohnhaus-edith-stein.de)
  • der Karmel „Regina Martyrum“ (Kloster Regina Martyrum der Schwestern unserer lieben Frau vom Berge Karmel e. V., Heckerdamm 232, 13627 Berlin; Mailto: kloster@karmel-berlin.de)
  • seit dem 12.08.2011 gibt es eine Edith-Stein-Straße (Privatweg), 10247 Berlin / Prenzlauer Berg
  • ein Porträt Edith Steins befindet sich seit 2009 in der „Straße der Erinnerung“, Kirchstraße 11, Spreebogen (Künstler: Bert Gerresheim; Träger: HTW Berlin – Verein für die Geschichte Berlins e. V., gegr. 1865; https://bildhauerei-in-berlin.de/bildwerk/portraet-edith-stein-10195/)
  • eine „Wohngemeinschaft Edith Stein“ (Lohengrinstraße 26, 14109 Berlin) des Verbunds „SANCTA MARIA“, der heilpädagogisch integrativ arbeitet und zur Kinder- und Jugendhilfe in Berlin gehört, bietet 6 Kindern und Jugendlichen Heimat oder ein Zuhause auf Zeit, Mailto: wg-e.stein@sancta-maria-berlin.de; https://www.sancta-maria-berlin.de/aktuelles/

 

Amata Neyer (1922-2019), ergänzt durch Beate Beckmann-Zöller (2020/2024)

[1] Breslauer Zeitung, Nr. 266, 4, 27.5.1919. Ebenso in Der Volksstaat, Nr. 13, 7, 8.6.1919.

[2] Volksstaat, Nr. 20, 26.7.1919 bis Nr. 26.

[3] ESGA 1 (Aus dem Leben einer jüdischen Familie), 181.

[4] Neyer, Amata, „Die Vorträge Edith Steins aus den Jahren 1931-1932“, ESJ 2001, 318-337, 334-336.