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Im April 1916 verlässt der Phänomenologe Edmund Husserl Göttingen und folgt einem Ruf an die Universität Freiburg i. Br. Edith Stein, die bei ihm ihre Doktorarbeit schreibt und ihre Prüfung ablegen will, muss daher ebenfalls nach Freiburg. Sie wohnt zunächst zur Untermiete in Günterstal in der Dorfstraße 4, in der Nähe des Gasthauses „Kybfelsen“, wo sie gern einkehrte. Daran erinnert eine Gedenktafel.
Nach der mit „summa cum laude“ bestandenen Prüfung wird sie Husserls Privat-Assistentin (1916-1918). Sie wird nicht aus Universitätsmitteln, sondern seinem Privat-Vermögen bezahlt, hält aber in seinem Namen Einführungs-Übungen in die Phänomenologie an der Universität und wohnt in der Goethestraße 63; am Haus ist heute eine Gedenktafel angebracht, die an ihren Aufenthalt 1916-1917 dort erinnert.
Später wohnt sie bis November 1918 in der Zasiusstraße 24.
Im Winter 1931/32 hält sich Edith Stein nochmals in Freiburg auf, um dort die Möglichkeit einer Habilitation zu erkunden. Sie bezieht in Günterstal bei den Benediktinerinnen von St. Lioba ein Zimmer im Haus St. Placidus, heute Haus Subiaco, das seit einigen Jahren von den Schwestern als Gedenkzimmer für sie eingerichtet ist.
Vor folgenden Hauseingängen erinnern Stolpersteine an Edith Stein:
Goethestr. 63, Zasiusstr. 24, Spitzackerstr. 16 (Kloster St. Lioba, Haus Subiaco).
Im Freiburger Münster befindet sich seit 2001 ein Edith-Stein-Fenster, gestaltet von Hans-Günther van Look.
https://www.muensterfabrikfonds.de/html/content/edith_stein_fenster.html?&
Freiburg im Breisgau gehört heute zum Bundesland Baden-Württemberg. Als Edith Stein im Juli 1916 erstmals nach Freiburg kam, um bei ihrem Lehrer Edmund Husserl, der im April 1916 von Göttingen nach Freiburg berufen worden war, das Rigorosum (mündliches Doktorexamen) abzulegen, zählte Freiburg zum Großherzogtum Baden.
Edith Stein schildert selbst höchst anschaulich ihre erste Begegnung mit Stadt, Universität und Landschaft, mit denen sie bis Ende 1918 nach der Novemberrevolution fast ununterbrochen verbunden blieb, für Husserl als Assistentin arbeitend und hoffend, ihr werde die wissenschaftliche Laufbahn durch eine Habilitation im Fach Philosophie eröffnet werden, was damals und auch später nicht verwirklicht worden ist. Sie gewann in dieser Stadt zu den Göttinger Freunden (vor allem Roman Ingarden) neue Freundschaften. Sie lernte Martin Heidegger kennen, der sich Husserl angeschlossen hatte; besonders wichtig wurde die enge Bindung an die spätere Benediktinerin Sr. Dr. Adelgundis Jaegerschmid und auch Sr. Placida Laubhardt (beide Kloster St. Lioba in Freiburg-Günterstal). In den zwanziger Jahren weilte Edith Stein immer wieder in Freiburg und wohnte in einem zu St. Lioba gehörenden Gästehaus.
Anfang 1931 schien sich eine weitere Chance für eine Habilitation in Freiburg zu bieten – bei Professor Martin Honecker. Sie konnte mit Hilfe eines Stipendiums der Görres‑
Gesellschaft sich auf eine Habilitationsschrift konzentrieren (Potenz und Akt, ESGA 10), suchte öfter Freiburg auf und lebte im Winter 1931/32 in Günterstal. Diese Monate waren zugleich der Abgesang auf eine Stadt, in der sie eine wissenschaftliche Existenz hätte leben können. Ende Januar 1932 verließ Edith Stein die Stadt; ihr Habilitationsprojekt konnte nicht realisiert werden. Sie blieb über die kommenden Jahre bis hin zum gewaltsamen Abtransport aus Echt in brieflicher Verbindung mit Edmund und Malvine Husserl und vor allem mit Sr. Adelgundis.
In Freiburg wird ihrer gedacht: Ecke Loretto/Goethestraße ein Gedenkstein, der an das dortige Wohnen 1916/17 erinnert. Wenige Schritte weiter in der Lorettostraße ein neues Wohngebäude der katholischen Studentengemeinde im Collegium Sapientiae, das Edith-Stein-Haus. Dort wohnen Studentenfamilien. Es gibt eine Edith-Stein-Straße, und eine
Edith-Stein-Schule in der Bissierstraße 17. In der Universitätskirche (Bertholdstraße) ist eine Tafel zum Gedenken angebracht. Im Kloster St. Lioba wird das Gedenken an Edith Stein in besonderer Weise wachgehalten. Im Münster ist ein Fenster Edith Stein gewidmet. (siehe dazu: Seifert, Katharina, „Ich bin ja durchaus keine Heilige“. Edith Stein in Freiburg, Freiburg (3) 2017)
Prof Dr. Hugo Ott