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„In der Kirchenkonstitution des Konzils werden wir eindringlich daran erinnert, dass die Eucharistie die »Quelle und der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens«[1] ist“. So leitete Weihbischof Ernst Gutting von Speyer 1971 seine Stein-Broschüre zur Eucharistie ein. In Zeiten wie der Corona-Pandemie werden sich manche Gläubige wieder bewusst, wie sehr das kirchliche Leben sich doch um dieses Zentrum rankt. Doch kaum ein Gläubiger macht es noch „zum Zentrum seines gesamten Lebens“[2]. Die Eucharistie erschließt sich nicht auf den ersten Blick oder im ersten Erleben. Die rein verstandesmäßige Vermittlung[3] genügt nicht mehr; heutige Christen erwarten „die Glaubwürdigkeit des Mitteilenden“[4], die sich in der Einsatzbereitschaft für den Nächsten beweisen muss.[5] „Genau das“, so Gutting, „versteht Edith Stein unter einem »eucharistischen Leben« als christliche Existenz, in der wir, in Christus hineingenommen, sein Leben und Sterben aus Liebe mitvollziehen, wofür ihr Leben ein Modellbeispiel wurde.“ Lassen Sie sich einladen, Edith Stein auf diesem Weg zu folgen.
[1] Lumen gentium 11.
[2] ESGA 14, 166.
[3] Vgl. ESGA 14, 163.
[4] ESGA 14, 164.
[5] Evangelii nuntiandi, 41. Link zur Quelle
Edith Steins Texte zur Eucharistie sind konfrontierend und anregend. Dass die Eucharistiefeier nicht nur eine sonntägliche Frömmigkeitsübung ist, sondern eine lebensprägende Kraft entfalten kann und soll, ist eine provokative Aussage im wörtlichen Sinne: Sie fordert uns heraus! Darum, so Edith Stein muss zur Eucharistie erzogen werden. Diese Aussage ist aktueller denn je! Das Leben muss auf die Eucharistie vorbereiten: das Mahl in der Familie, die selbstverständliche Glaubensweitergabe untereinander, die immer wieder neue Vergebung, die alltäglichen Opfer, die erlebte Kommunion miteinander und der Segen, den wir einander zusprechen und der wir füreinander sein können. Weil vieles davon fehlt, wird die Eucharistiefeier für Menschen heute zu einem Helikopterflug auf einen Viertausender: Auf der Bergeshöhe ist die Luft zu dünn; man hätte sich bei einem langsamen Aufstieg daran gewöhnen müssen. Stein bietet konkrete Begleitung zum Gipfel der Eucharistie an. Sie selbst gibt ein überzeugendes Beispiel, wie aus der Eucharistie zu leben sei. Einige eucharistische Haltungen, angeordnet nach dem Ablauf der Heiligen Messe, können als Anregung dienen, Steins Gedanken zur Eucharistie zu meditieren und in sich einsinken zu lassen. – Mögen diese Texte die Sehnsucht nach der Einheit mit und in Christus und die Liebe zur Eucharistie neu wecken.
Nach Edith Stein wandelt der Gläubige sich durch die Eucharistie: Von der Gnade getragen wird der Mensch mehr Mensch, nicht nur in der Zeit der Eucharistiefeier. Das ganze Leben verwandelt sich zusehends. Das ist die Gnade für denjenigen, der der Eucharistie beiwohnt, und der Anspruch an ihn: erlöst und befreit durch die göttliche Liebe glaubwürdig zu leben.
Et Verbum caro factum est. [Und das Wort ist Fleisch geworden.] Das ist Wahrheit geworden im Stall zu Bethlehem. Aber es hat sich noch erfüllt in einer andern Form. »Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben.« Der Heiland, der weiß, daß wir Menschen sind und Menschen bleiben, die täglich mit menschlichen Schwächen zu kämpfen haben, er kommt unserer Menschlichkeit auf wahrhaft göttliche Weise zu Hilfe. Wie der irdische Leib des täglichen Brotes bedarf, so verlangt auch der göttliche Leib in uns nach dauernder Ernährung. »Dieses ist das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.« Wer es wahrhaft zu seinem täglichen Brot macht, in dem vollzieht sich täglich das Weihnachtsgeheimnis, die Menschwerdung des Wortes. Und das ist wohl der sicherste Weg, das unum esse cum Deo dauernd zu erhalten, mit jedem Tage fester und tiefer in den mystischen Leib Christi hineinzuwachsen. Ich weiß wohl, daß das vielen als ein allzu radikales Verlangen erscheinen wird. Praktisch bedeutet es für die meisten, wenn sie es neu beginnen, eine Umstellung des gesamten äußeren und inneren Lebens. Aber das soll es ja gerade! In unserem Leben Raum schaffen für den eucharistischen Heiland, damit er unser Leben in sein Leben umformen kann: ist das zu viel verlangt? Man hat für so viele nutzlose Dinge Zeit: allerhand unnützes Zeug aus Büchern, Zeitschriften und Zeitungen zusammenzulesen, in Cafés herum-zusitzen und auf der Straße Viertel- und halbe Stunden zu verschwatzen: alles »Zerstreuungen«, in denen man Zeit und Kraft splitterweise verschleudert. Sollte es wirklich nicht möglich sein, eine Morgenstunde herauszusparen, in der man sich nicht zerstreut, sondern sammelt, in der man sich nicht verbraucht, sondern Kraft gewinnt, um den ganzen Tag davon zu bestreiten?
Aber freilich, es ist mehr dazu erforderlich als die eine Stunde. Man muß von einer solchen Stunde zur andern so leben, daß man wiederkommen darf. Es ist nicht mehr möglich, »sich gehen zu lassen«, sich auch nur zeitweise gehen zu lassen. Mit wem man täglich umgeht, dessen Urteil kann man sich nicht entziehen. Selbst wenn kein Wort gesagt wird, fühlt man, wie die andern zu einem stehen. Man wird versuchen, sich der Umgebung anzupassen, und wenn es nicht möglich ist, wird das Zusammenleben zur Qual. So geht es einem auch im täglichen Verkehr mit dem Heiland. Man wird immer feinfühliger für das, was ihm gefällt und mißfällt. Wenn man vorher im großen und ganzen recht zufrieden mit sich war, so wird das jetzt anders werden. Man wird vieles zu ändern finden und wird ändern, was man ändern kann. Und manches wird man entdecken, was man nicht mehr schön und gut finden kann und was man doch nicht zu ändern vermag. Da wird man allmählich sehr klein und demütig; man wird geduldig und nachsichtig gegen die Splitter in fremden Augen, weil einem der Balken im eigenen zu schaffen macht; und lernt es schließlich auch, sich selbst in dem unerbittlichen Licht der göttlichen Gegenwart zu ertragen und sich der göttlichen Barmherzigkeit zu überlassen, die mit all dem fertig werden kann, was unserer Kraft spottet. Es ist ein weiter Weg von der Selbstzufriedenheit eines »guten Katholiken«, der »seine Pflichten erfüllt«, eine »gute Zeitung« liest, »richtig wählt« usw., im übrigen aber tut, was ihm beliebt, bis zu einem Leben an Gottes Hand und aus Gottes Hand, in der Einfalt des Kindes und der Demut des Zöllners. Aber wer ihn einmal gegangen ist, wird ihn nicht wieder zurückgehen.
So besagt Gotteskindschaft: Kleinwerden. Es besagt aber zugleich Großwerden. Eucharistisch leben heißt ganz von selbst aus der Enge des eigenen Lebens herausgehen und in die Weite des Christuslebens hineinwachsen. Wer den Herrn in seinem Haus aufsucht, wird ihn ja nicht immer nur mit sich selbst und seinen Angelegenheiten beschäftigen wollen. Er wird anfangen, sich für die Angelegenheiten des Herrn zu interessieren. Die Teilnahme am täglichen Opfer zieht uns unwillkürlich in das liturgische Leben hinein. Die Gebete und die Gebräuche des Altardienstes führen uns im Kreislauf des Kirchenjahres die Heilsgeschichte immer wieder vor die Seele und lassen uns immer tiefer in ihren Sinn eindringen. Und die Opferhandlung selbst prägt uns immer wieder das Zentralgeheimnis unseres Glaubens ein, den Angelpunkt der Weltgeschichte, das Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung. Wer könnte mit empfänglichem Geist und Herzen dem heiligen Opfer beiwohnen, ohne selbst von der Opfergesinnung erfaßt zu werden, ohne von dem Verlangen ergriffen zu werden, daß er selbst und sein kleines persönliches Leben eingestellt werde in das große Werk des Erlösers?
ESGA 19, S. 12-14
Nur durch die Kraft der Gnade kann die Natur von ihren Schlacken befreit, in Reinheit hergestellt und zur Aufnahme göttlichen Lebens freigemacht werden. Und dieses göttliche Leben selbst ist die innere Triebkraft, aus der die Werke der Liebe hervorgehen. Wer es dauernd in sich erhalten will, der muß es beständig nähren aus den Quellen, aus denen es nie versiegend fließt, aus den Hl. Sakramenten, vor allem aus dem Sakrament der Liebe. Ein Frauenleben, das die göttliche Liebe zur inneren Form haben soll, wird ein eucharistisches Leben sein müssen. Sich selbst vergessen, frei werden von allen eigenen Wünschen und Ansprüchen, ein Herz bekommen für alle fremden Nöte und Bedürfnisse – das kann man nur im täglichen, vertrauten Umgang mit dem Heiland im Tabernakel. Wer den eucharistischen Gott aufsucht und sich mit ihm berät in allen seinen Angelegenheiten, wer sich reinigen läßt durch die heiligende Kraft, die vom Opferaltar ausgeht und sich selbst in diesem Opfer dem Herrn darbringt, wer den Heiland in das Innerste seiner Seele aufnimmt in der Hl. Kommunion, bei dem kann es nicht ausbleiben, daß er immer tiefer und stärker hineingezogen wird in den Strom des göttlichen Lebens und hineinwächst in den mystischen Leib Christi, und daß sein Herz nach dem Bilde des göttlichen Herzens umgeformt wird.
Damit hängt etwas anderes nahe zusammen. Wenn wir alle Not des irdischen Lebens vertrauensvoll im göttlichen Herzen geborgen haben, dann ist sie uns vom Herzen genommen, und unsere Seele ist frei zur Teilnahme am göttlichen Leben: wir gehen an der Seite des Heilands den Weg, den er über diese Erde gewandelt ist während seines irdischen Lebens und noch wandelt in seinem mystischen Fortleben, ja mit den Augen des Glaubens dringen wir in die geheimen Tiefen seines verborgenen Lebens im Schoß der Gottheit. Andererseits hat diese Teilnahme am göttlichen Leben selbst eine befreiende Kraft, sie nimmt den irdischen Angelegenheiten ihr Gewicht und schenkt uns schon in dieser Zeitlichkeit ein Stück Ewigkeit, einen Abglanz des seligen Lebens, einen Wandel im Licht. Die Anleitung zu diesem Wandel an Gottes Hand aber ist uns von Gott selbst gegeben in der Liturgie der Kirche. Darum wird ein echtes katholisches Frauenleben zugleich ein liturgisches Leben sein. Wer das Gebet der Kirche im Geist und in der Wahrheit mitbetet, dessen ganzes Leben muß von diesem Gebetsleben geformt werden.
Wir fassen zusammen: ein echter Frauenberuf ist jeder Beruf, in dem die weibliche Seele zu ihrem Recht kommt und der durch die weibliche Seele geformt werden kann. Das innerste Formprinzip der weiblichen Seele ist die Liebe, wie sie aus dem göttlichen Herzen quillt. Die weibliche Seele gewinnt dieses Formprinzip durch den engsten Anschluß an das göttliche Herz in einem eucharistischen und liturgischen Leben. ESGA 13, S. 28-29
Steins Herangehensweise überrascht den modernen Leser: Inwiefern kann der Messbesuch pädagogisch wirksam sein? Stein unterstreicht die Fähigkeit der Frau, zum eucharistischen Christus zu führen. Die eucharistischen Wahrheiten verlangen etwas von uns, vor allem eine innere Beteiligung. Sie fordern viel von dem, der zur Eucharistie und im Geiste der Eucharistie erzieht. Denn hier wirken Gott und Mensch konkret und fruchtbar zusammen: Eucharistie wird zur Lebensform, konkret, alltagstauglich sozusagen – und überschreitet jede Alltäglichkeit.
Wie können wir die Liebe zum eucharistischen Heiland in den Herzen anderer entzünden? – Das heißt ja eucharistisch erziehen. Man nimmt an, daß wir als Frauen in besonderer Weise an diesem Werk mitarbeiten können und daß wir alle – ungeachtet der Unterschiede unserer Lebensstellung: als Gattin und Mutter, als Ordensfrau, als alleinstehende, beruflich oder frei tätige Frau – etwas Gemeinsames dafür mitbringen. Und was könnte das anderes sein als das weibliche Herz mit seinem Verlangen nach schrankenloser, opferfreudiger Hingabe, das gewissermaßen eine natürliche Verwandtschaft mit dem göttlichen Herzen hat, das im Tabernakel für alle schlägt, und darum für die Anregungen dieses göttlichen Herzens besonders empfänglich sein müßte? So wollen wir überlegen, was uns tauglich machen kann zum Werk der eucharistischen Erziehung und wie wir sie leisten können. Ein Grundsatz gilt für uns alle, die wir eucharistisch erziehen wollen: wir können es nur, wenn wir eucharistisch leben. Zu einem eucharistischen Leben wollen wir andere führen, und das können wir nur, indem wir es ihnen vorleben. So wird unsere erste Frage sein:
I. Was gehört zu einem eucharistischen Leben?
Eucharistisch leben heißt, die eucharistischen Wahrheiten praktisch wirksam werden lassen. Es sind im wesentlichen drei einfache Glaubenssätze, um die es sich dabei handelt: (1) Der Heiland ist gegenwärtig im Allerheiligsten Sakrament. (2) Er erneuert täglich sein Kreuzesopfer auf dem Altar. (3) Er will jede einzelne Seele sich aufs innigste verbinden in der Hl. Kommunion. Wir fragen zunächst:
1. Was verlangen die eucharistischen Wahrheiten von uns?
Des Heilands Wonne ist es, unter den Menschenkindern zu sein, und er hat versprochen, bei uns zu sein bis ans Ende der Welt. Er hat dies Versprechen wahr gemacht durch seine sakramentale Gegenwart auf den Altären. Hier wartet er auf uns, und man sollte meinen, daß die Menschen sich drängen müßten zu den geweihten Stätten. Der schlichte Sinn dieser Glaubenswahrheit verlangt es, daß wir hier unsere Heimat haben müßten, uns von hier nur entfernten, soweit unsere Aufgaben es verlangten, und diese Aufgaben sollten wir täg-lich aus den Händen des eucharistischen Heilands entgegennehmen und das vollbrachte Tagewerk in seine Hände zurücklegen. – Der Heiland ist auf Kalvaria für uns gestorben. Aber es genügte ihm nicht, mit diesem Opfertod ein für allemal für uns das Erlösungs-werk zu vollbringen. Er wollte jedem einzelnen die Früchte seiner Tat persönlich zuführen. Darum erneuert er täglich das Opfer auf dem Altar, und jeder, der gläubigen Herzens beiwohnt, der wird im Blut des Lammes reingewaschen und seelisch erneuert. Jedes Hl. Meßopfer ist bestimmt, diese Gnadenfülle den Menschen zuzufüh-ren, die es erreichen kann, d. h. denen, die es ermöglichen können, zugegen zu sein und es für sich und andere fruchtbar zu machen. Wer aber zugegen sein könnte und es nicht ist, der geht kalten Herzens am Kreuz des Herrn vorbei und tritt seine Gnade mit Füßen. – Der Heiland legt die Gnadenfrüchte des Opfers nicht nur auf dem Altar für uns nieder. Er will zu jedem einzelnen kommen; wie eine Mutter ihr Kind mit seinem Fleisch und Blut uns nähren, in uns selbst eingehen, damit wir ganz in ihn eingehen, als Glieder seines Leibes in ihn hineinwachsen. Je öfter die Vereinigung erfolgt, desto stärker und inniger wird sie. Ist es begreiflich, daß jemand sich diesem stärksten göttlichen Liebesbeweis entzieht, auch nur einmal weniger zum Tisch des Herrn tritt, als es ihm praktisch möglich ist? – Das also ist es, was der recht verstandene Sinn der eucharistischen Wahrheiten von uns verlangt: den Heiland im Tabernakel aufsuchen, so oft wir können, dem Hl. Opfer beiwohnen, so oft wir können, die Hl. Kommunion empfangen, so oft wir können. Wir fragen nun weiter:
2. Was gibt uns der Heiland im eucharistischen Leben?
Er erwartet uns, um all unsere Lasten auf sich zu nehmen, uns zu trösten, zu raten, zu helfen als treuester, immer gleich bleibender Freund.
Zugleich läßt er uns sein Leben mitleben, besonders wenn wir uns anschließen an die Liturgie und darin sein Leben, Leiden und Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt, das Werden und Wachsen seiner Kirche mit erfahren. Denn werden wir aus der Enge unseres Daseins herausgehoben in die Weite des Gottesreiches; seine Angelegenheiten werden die unseren, immer tiefer werden wir mit dem Herrn verbunden und in ihm mit all den Seinen. Alle Einsamkeit hört auf, und wir sind unanfechtbar geborgen im Zelt des Königs, wandeln in seinem Licht.
II. Eucharistische Erziehung
Das Leben, das wir selbst führen, können und sollen wir andern vermitteln. Das geschieht durch Beispiel, Belehrung und Gewöhnung.
Durch Beispiel: wenn das eucharistische Leben in uns wirksam und spürbar ist als Kraft, Frieden, Freude, Liebe und Hilfsbereitschaft – wenn andererseits deutlich die Eucharistie der Mittelpunkt unseres Lebens und Quell all dieser Ausstrahlungen ist –, dann muß es werbende Kraft entfalten.
Durch Belehrung: eine Einführung in die eucharistischen Wahrheiten ist nötig; die schulmäßige Unterweisung wird durch das ergänzende Wort und die entsprechende Praxis der Mutter und der übrigen Umgebung des Kindes wirksam unterstützt. Das junge Kind zeigt sich besonders empfänglich für diese Wahrheiten und ihre Umsetzung in die Tat. Bei größeren Kindern und bei Erwachsenen muß man mit Worten sparsam sein und das Verlangen nach Belehrung abwarten, dazu aber immer bereit und gerüstet sein.
Gewöhnung: Leib und Seele müssen zum eucharistischen Leben geformt werden; je früher, desto empfänglicher ist das Material und leichter die Formung: darum frühe Kommunion. Je öfter, desto stärker die formende Wirkung: darum möglichst tägliche Kommunion. Das stellt bestimmte Anforderungen an den Körper und bedingt starke Einflüsse auf die tägliche Lebensordnung, zugleich sorgsame Hut der Seele: Entwöhnung von der Sünde, d. h. erhebliche Opfer für den natürlichen Menschen. Das ist auch nicht anders möglich, da der eucharistische Heiland ja der gekreuzigte Heiland ist und das Leben mit ihm eine Teilnahme an seinem Leiden. Er hat der hl. Margarete Maria Alacoque offenbart, wie lieb ihm die Sühne seiner Getreuen ist. Aber die vollkommene Weihe an das göttliche Herz ist doch erst dann erreicht, wenn wir in ihm unsere Heimat, unsern täglichen Aufenthalt und den Mittelpunkt unseres Lebens haben, wenn sein Leben unser Leben geworden ist.
ESGA 16, S. 63-66
1. Kreuzesopfer, Meßopfer und persönliches Heil
Letztes Ziel des Menschen ist das ewige Leben. Die Anwartschaft auf das ewige Leben ist der sündigen Menschheit wiedergewonnen durch den Kreuzestod Christi. Die Frucht der Erlösung muß durch die freie Tat jedes einzelnen Menschen persönlich angeeignet werden. Um diese persönliche Aneignung möglich zu machen, erneuert Christus sein Kreuzesopfer im Hl. Meßopfer. Die freie Tat des Einzelnen, die ihn des ewigen Lebens teilhaftig macht, ist die Teilnahme am eucharistischen Opfer: Wenn er im Bewußtsein seiner Sündhaftigkeit und im lebendigen Verlangen nach der Erlösung mit dem Priester zum Altar tritt, wenn er in aufrichtiger Opfergesinnung mit den Gaben sich selbst aufopfert, dann wird er mit den Gaben in Christus umgewandelt, wird ganz real lebendiges Glied des Leibes Christi; wenn er in der Hl. Kommunion den Herrn in sich aufnimmt, dann trägt er ihn in sich, lebt in Christus und Christus in ihm.
2. Das eucharistische Geschehen als pädagogischer Akt
Was hat das für eine pädagogische Bedeutung? Zunächst die, daß das eucharistische Geschehen der wesentlichste pädagogische Akt ist: Zusammenwirken Gottes und des Menschen, dessen Ergebnis die Gewinnung des ewigen Lebens ist.
a) Seine Anforderungen an den Lehrer
Es hat ferner pädagogische Bedeutung, indem es den Erzieher vor die Aufgabe stellt, den Zögling dahin zu führen, daß er zu entsprechender Mitwirkung in diesem göttlich menschlichen Akt fähig und bereit werde. Daraus ergibt sich als erste Forderung die Einführung in die eucharistischen Wahrheiten, die vornehmlich Sache des Religionsunterrichts ist, aber auch in andern Unterrichts-stunden gelegentlich ergänzt und gestützt werden kann (Geschichte: Urchristentum, Reformation). Es kommt aber darauf an, daß nicht nur ein bloßes Verständnis vermittelt, sondern lebendiger Glaube erweckt wird. Glaube ist Gnadengeschenk. Aber die Erweckung des Glaubens ist an menschliche Mitwirkung gebunden, und zwar in der Regel nicht nur an die Mitwirkung dessen, dem der Glaube geschenkt wird, sondern auch eines menschlichen »Glaubensboten«. Es gibt wohl Fälle, in denen die bloße verstandesmäßige Übermittlung und Sinnerklärung eines Glaubenssatzes schon genügt, um den Glauben daran zu erwecken. (…) Aber das ist keineswegs das Durchschnittliche. Wo die Wahrheit, die uns mitgeteilt wird, keine unmittelbar einsichtige ist, da muß etwas anderes hinzutreten, um die gläubige Hinnahme zu motivieren. Ein wesentliches Moment ist die Glaubwürdigkeit des Mitteilenden. Alles Lernen setzt Vertrauen in die Wahrhaftigkeit des Lehrers voraus. Aber ein solcher auf die bloße Mitteilung eines andern begründeter Glaube an eine Sache ist doch immer nur etwas Vorläufiges, das den Sinn hat, eigene Einsicht vorzubereiten. (…) Eine analoge praktische Bewährung gibt es auch für die Glaubenswahrheiten. Wenn es wahr ist, daß ein eucharistisches Leben zur Vereinigung mit Christus, zur Gleichförmigkeit mit ihm und dadurch zur Erlösung führt, so muß das an den Menschen auch sichtbar werden. Es wird ein starkes Motiv zum Glauben an die eucharistischen Wahrheiten sein, wenn man an dem Leben und aus den Selbstzeugnissen vorbildlicher Christen zeigen kann, wie groß ihr Verlangen nach der Teilnahme am Hl. Meßopfer und nach dem Empfang der Hl. Kommunion war, wie ihre Liebe zu Christus und der Eifer, ihm zu dienen und ihm zu gefallen, dadurch wuchsen, wie sie gestärkt wurden, Schweres auf sich zu nehmen und ihre Fehler zu überwinden, und wie ihr ganzes Wesen und Leben mehr und mehr zum Abbild und zur Nachfolge Christi wurde. (…)
b) Das Zusammenwirken Gottes und des Menschen im eucharistischen Geschehen
Wenn das erreicht ist: Wenn der Glaube an die eucharistischen Wahrheiten gewonnen ist und wenn er in die Tat umgesetzt wird, dann beginnt das, was ich als wesentlichen pädagogischen Akt bezeichnet habe: das Zusammenwirken Gottes und des Menschen, um diesen Menschen zu seinem Heil zu führen. (N.B. es beginnt der Akt in der eucharistischen Form, die nicht die einzige Form des Zusammenwirkens zwischen Gott und dem Menschen ist.) Indem der Mensch sich entschließt, den Heilsweg zu gehen, der für ihn vorgesehen ist, öffnet er sich innerlich der Gnade, und dadurch kann sie in ihm wirksam werden. Das kann in den verschiedensten Formen geschehen: Es kann eine Erleuchtung des Verstandes sein, die vorher blind hingenommene Glaubenswahrheiten verständlich und fruchtbar macht – etwa eine tiefe Gotteserkenntnis gibt und dadurch eine tiefere und lebendigere Gottesliebe; oder es kann das eigene Sein in diesem neuen Licht bis dahin verborgene Abgründe enthüllen und auf Grund einer täuschungsfreien Selbsterkenntnis erst echte Reue mit ihrer reinigenden und erneuernden Kraft möglich sein; es können neue Aufgaben sichtbar werden und zugleich die inneren Quellen aufbrechen, die Mut und Kraft geben, sie in Angriff zu nehmen und alle Hindernisse zu überwinden.
Wer so etwas in seiner eucharistischen Praxis erfahren hat und wiederholt erfahren hat, für den sind die eucharistischen Wahrheiten nicht mehr bloße Sätze, deren Sinn er versteht und deren Forderungen er rein äußerlich befolgt. Sie sind eine Lebenswirklichkeit in ihm, die ihn und sein Leben gestaltet. Sein eucharistisches Leben wird zum Zentrum seines gesamten Lebens. Hier empfängt er Klarheit über sich selbst und über das, was er tun und lassen soll. Damit das geschehen könne, muß er schon rein äußerlich in seiner Tagesordnung Raum dafür schaffen, und das kann eine starke Umgestaltung seiner gewohnten Lebensführung bedeuten. Er muß aber auch dafür Sorge tragen, daß er in die Verfassung kommt oder sich in der Verfassung erhält, wie sie sich geziemt, um den Herrn zu empfangen. Er wird aus sich und aus seinem Leben das machen müssen, was der Herr von ihm fordert. Wer so lebt, für den ist der Glaube an die Eucharistie nicht mehr Fürwahrhalten von etwas Fremdem und Äußerlichem auf eine äußere Autorität hin, sondern Gewißheit von etwas innerlich Erfahrenem, von etwas, was unabtrennbarer Bestand des eigenen Seins geworden ist.
Aufgabe einer theologisch-pädagogischen Anthropologie
Das ist uns ein Beispiel dafür, daß dogmatische Wahrheit, innerlich angeeignet, wie es ihr eigentlicher Sinn ist, höchste bildende Kraft besitzt; daß sie dem Menschen nottut, um das zu werden, was er sein soll. So wird eine Erziehungswissenschaft nicht zur Vollendung kommen können, wenn sie nicht im ganzen Umfang der offenbarten Wahrheit erforscht, was es heißt, aus dem Glauben zu leben und durch das Leben aus dem Glauben das Ziel des Lebens zu erreichen.
ESGA 14, S. 162-166
Wer das Gebet der Kirche mitbetet und von ihren unvergänglichen Melodien ergriffen wird, der wird in das Leben Christi hineingezogen und über sich selbst hinausgehoben. Wie aber das ganze Erdenleben Christi, obwohl in jedem einzelnen Augenblick bedeutsam und gnadenvoll, der Rahmen ist um das große Ereignis seines Lebens, dessentwegen er in die Welt kam: um seinen Opfertod, so ist die ganze Liturgie der Rahmen um das zentrale und realste Fortleben Christi in der Kirche: um seine eucharistische Gegenwart. Und wie der Karfreitag auf Golgotha der Mittelpunkt der Weltgeschichte ist, so gehört in den Mittelpunkt jedes Christenlebens das Hl. Meßopfer. Hier gewinnt der Einzelne den Anteil am Erlösungswerk, der es ihm ermöglicht, sein ganzes Leben aus Christus, mit Christus und für Christus zu leben. Und in der geheimnisvollen Vereinigung der Seele mit Christus in der Hl. Kommunion, auch in der geheimnisvollen Wirkung, die vom Tabernakel ausgeht, bekommt der Herr die stärkste Macht über die Seelen; hier erfahren sie in aller Stille und Verborgenheit ihre entscheidende Formung und Bildung.
So gehört die Einführung in die Bedeutung des Hl. Meßopfers und der Hl. Eucharistie, die Einführung in den Geist der Liturgie in den Mittelpunkt der religiösen Erziehung. Wenn Elternhaus und Schule es dahin gebracht haben, daß ein junger Mensch mit der Kirche lebt und betet, daß er auf dem Hl. Meßopfer und dem eucharistischen Mahl sein Tagewerk aufbaut und das Zelt Gottes unter den Menschen als die Heimstätte ansieht, wo er in allen Wechselfällen des Lebens geborgen ist und für alle Rat und Hilfe findet, dann dürfen sie sich sagen, daß sie ihre Erziehungsaufgabe erfüllt haben. Wenn er Elternhaus und Schule verläßt, ohne daß die Eingliederung in das Corpus Christi Mysticum erreicht ist, dann haben sie im wesentlichsten Punkt versagt. Es bleibt nur die Hoffnung, daß Gott andere Mittel finden wird, um den jungen Menschen ans Ziel zu führen.
ESGA 16, S. 89-90
Edith Stein ordnet die Eucharistie ein in den großen Organismus des kirchlichen Betens, das seine Wurzeln im jüdischen Gebet hat und seine Krönung im gelebten Gebet findet, in der Glaubenstat.
1. Das Gebet der Kirche als Liturgie und Eucharistie
Aus den evangelischen Berichten wissen wir, daß Christus gebetet hat, wie ein gläubiger und gesetzestreuer Jude betete. Wie von Kindheit an mit seinen Eltern, so ist er später mit seinen Jüngern zu den vorgeschriebenen Zeiten nach Jerusalem gepilgert, um die Hochfeste im Tempel mitzufeiern. Gewiß hat er mit den Seinen in heiliger Begeisterung die Jubellieder gesungen, in denen die Vorfreude der Wallfahrer ausströmte: »Ich freute mich, da man mir sagte: Wir wollen zum Hause des Herrn gehen« (Ps 122,1). Daß er die alten Segenssprüche betete, wie sie noch heute über Brot, Wein und Feldfrüchte gebetet werden, bezeugt uns die Erzählung von seinem letzten Zusammensein mit seinen Jüngern, das der Erfüllung einer der heiligsten religiösen Pflichten gewidmet war: dem feierlichen Ostermahl, dem Gedächtnis an die Errettung aus der Knechtschaft Ägyptens. Und vielleicht gibt uns gerade dies Zusammensein den tiefsten Einblick in das Beten Christi und den Schlüssel zum Verständnis des Gebetes der Kirche.
»Während sie aber speisten, nahm Jesus das Brot, segnete und brach es, gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, dies ist mein Leib! Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen denselben mit den Worten: Trinket alle daraus, denn dieses ist das Blut des Neuen Testamentes, das für viele vergossen werden wird zur Vergebung der Sünden.«[1]
Segnung und Verteilung von Brot und Wein gehörten zum Ritus des Ostermahls. Aber beides bekommt hier einen völlig neuen Sinn. Damit nimmt das Leben der Kirche seinen Anfang. Wohl wird sie erst am Pfingstfest als geisterfüllte und sichtbare Gemeinschaft öffentlich hervortreten. Aber hier beim Ostermahl erfolgt das Einsenken der Reben in den Weinstock, das die Geistausgießung möglich macht. Die alten Segenssprüche sind im Munde Christi lebenschaffendes Wort geworden. Die Früchte der Erde sind sein Fleisch und Blut geworden, von seinem Leben erfüllt. (…) Durch das letzte Abendmahl des Herrn ist das Ostermahl des Alten Bundes übergeführt in das Ostermahl des Neuen Bundes: in das Kreuzesopfer von Golgota und jene Freudenmahle der Zeit zwischen Ostern und Himmelfahrt, bei denen die Jünger den Herrn am Brotbrechen erkannten, und in das Meßopfer mit der heiligen Kommunion.
ESGA 19, S. 45-46
2. Inneres Leben und äußere Form und Tat
(…) Vor allem aber ist es das Sakrament, in dem Christus selbst gegenwärtig ist, das uns zu Gliedern seines Leibes macht. Indem wir am Opfer und Opfermahl teilnehmen, mit Jesu Fleisch und Blut genährt werden, werden wir selbst sein Fleisch und Blut. Und nur, wenn und soweit wir Glieder seines Leibes sind, kann sein Geist uns beleben und in uns herrschen: »(…) der Geist ist es, der belebt; denn der Geist macht die Glieder lebendig; doch nur die Glieder macht er lebendig, die er in eben dem Leibe, den der Geist belebt, vorfindet. (…) Nichts muß also der Christ so fürchten wie die Trennung vom Leibe Christi. Denn wenn er vom Leibe Christi getrennt wird, dann ist er nicht mehr sein Glied: wenn er nicht mehr sein Glied ist, wird er nicht mehr von seinem Geist belebt. (…)«[2] Glieder des Leibes Christi aber werden wir »nicht nur durch die Liebe (…), sondern in aller Wirklichkeit durch Einswerden mit seinem Fleisch: denn das wird bewirkt durch die Speise, die er uns geschenkt hat, um uns sein Verlangen nach uns zu beweisen. Deshalb hat er sich selbst in uns eingesenkt und seinen Leib in uns hineingestaltet, damit wir Eines seien, wie der Leib mit dem Haupt zusammengefügt ist …«[3]. Als Glieder seines Leibes, von seinem Geist beseelt, bringen wir uns »durch ihn, mit ihm und in ihm«[4] zum Opfer dar und stimmen ein in die ewige Danksagung. Darum läßt uns die Kirche nach dem Empfang des heiligen Mahles sprechen: »Mit so großen Gaben gesättigt, bitten wir, Herr, verleihe, daß die Gaben, die wir empfangen, zum Heil uns seien und daß niemals von deinem Lobe wir lassen.[5]
ESGA 19, S. 57-58
Sehr dicht werden in diesem Gedicht die zentralen dogmatisch-theologischen Geheimnisse dargestellt: Menschwerdung und Erlösung, göttliche und menschliche Natur, Zeitliches und Ewiges werden miteinander verbunden. Das letzte Abendmahl, die Einsetzung der Eucharistie, wird angekündigt: Das Wort wird Fleisch (Joh 1) und gibt sich im Brot (Strophe 1 und 2). In zwei Gestalten, Brot und Wein, wird der eine Mensch genährt. In Inkarnation (Menschwerdung) und Eucharistie wird der Mensch erlöst, genährt und auf ewig durch Gott beschenkt (Strophe 3-4). Letztes Ziel der Vereinigung in diesem Leben ist die Vereinigung des Menschen mit dem dreifaltigen Gott im ewigen Hochzeitsmahl, nachdem er die irdischen Kämpfe in der Kraft der Eucharistie bestanden hat (Strophe 5-6).
Das Wort ging aus von Himmelshöhn,
ließ doch des Vaters Rechte nicht,
er trat zu seinem Werk hervor,
des Lebens Abend nahte sich.
Da ihn den Feinden schon verriet,
sei Jünger und der Tod Ihm nah,
zur Stärkung auf des Lebens Bahn,
gab er sich noch den Jüngern hin.
Gab unter zwei Gestalten hin,
verhüllt dem Aug, Sein Fleisch und Blut,
so will mit zwei Substanzen er
dem ganzen Menschen Speise sein.
Er kam zu Welt, uns gleich zu sein,
er kam zum Mahl, uns Mahl zu sein,
er starb, uns Lösepreis zu sein,
er herrscht, uns ewig Lohn zu sein.
O Opfergabe, heilerfüllt,
du öffnest weit des Himmels Tor,
uns drängen Kriege feindlich-hart,
verleih‘ uns Kraft, bring Hilfe Du.
Dem drei und einen Himmelsherrn
Sei Ruhm in alle Ewigkeit,
der Leben ohne Ende einst
uns droben schenk im Vaterland.
Dieses Dankgebet hat einen ganz anderen Charakter: Es spricht von der mystischen Vereinigung der Seele, der Braut, mit Christus, dem Bräutigam: im Wort no getrennt (Strophe 1 und 2), in der liebenden Vereinigung ganz hingegeben (Strophe 3 und 4). Diese ist in diesem Leben vergänglich, doch lässt sie bleibende Spuren im Menschen und wandelt ihn. Was bleibt, ist staunendes Schweigen.
Du senkst voll Liebe Deinen Blick in meinen,
Und neigst Dein Ohr zu meinen leisen Worten,
Und füllst mit Frieden tief das Herz.
Doch Deine Liebe findet kein Genügen
In diesem Austausch, der noch Trennung läßt.
Dein Herz verlangt nach mehr.
Du kommst als Frühmahl zu mir jeden Morgen,
Dein Fleisch und Blut wird mir zu Trank und Speise
Und Wunderbares wird gewirkt.
Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen,
Und Deine Seele eint sich mit der meinen:
Ich bin nicht mehr, was einst ich war.
Du kommst und gehst, doch bleibt zurück die Saat,
Die Du gesät zu künft‘ger Herrlichkeit,
Verborgen in dem Leib von Staub.
Es bleibt ein Glanz des Himmels in der Seele,
Es bleibt ein tiefes Leuchten in den Augen,
Ein Schweben in der Stimme Klang.
Es bleibt das Band, das Herz mit Herz verbindet,
Der Lebensstrom, der aus dem Deinen quillt
Und jedes Glied belebt.
Wie wunderbar sind Deiner Liebe Wunder,
Wir staunen nur und stammeln und verstummen,
Weil Geist und Wort versagt.
ESGA 20, S. 181f.
Edith Stein führt selbst Menschen zur Eucharistie hin. Davon zeugen die folgenden Briefausschnitte: Durch allerlei Lehre sollte man sich nicht in die Irre führen lassen; die eigene Erfahrung der Nähe Gottes in der Eucharistie wiegt schwerer und die Praxis der Kirche spricht ebenfalls eine überzeugende Sprache. Die Heilige Messe ist der Mittelpunkt des Tages, ein Quell bleibender Dankbarkeit. Ziel ist, dass alles vor Christus getragen wird und dass die Nähe Christi zur eigenen inneren Wirklichkeit wird, die auch dann nicht verloren geht, wenn der Empfang der Eucharistie nicht (mehr) möglich ist.
Pax! Münster i. W., 7. V. 33 Marianum
Liebe Elly,
da ich eben aus der Kapelle heraufkomme, wo heute früh das Sanctissimum[6] ausgesetzt wurde (und coram Sanctissimo Choralamt gesungen – ein horrendum für einen Überliturgiker![7]), so möchte ich Dir gleich einen Gruß des eucharistischen Heilands bringen und zugleich einen liebevollen Vorwurf, daß Du Dich durch ein paar gedruckte Worte irremachen läßt an dem, was Du in so vielen Jahren vor dem Tabernakel erfahren hast. Dogmatisch scheint mir die Sache ganz klar: der Herr ist im Tabernakel gegenwärtig mit Gottheit und Menschheit. Er ist das nicht Seinetwegen, sondern unseretwegen: weil es Seine Freude ist, bei den Menschenkindern zu sein. Und weil Er weiß, daß wir, wie wir nun einmal sind, Seine persönliche Nähe brauchen. Die Konsequenz ist für jeden natürlich Denkenden und Fühlenden, daß er sich hingezogen fühlt und dort ist, so oft und so lange er darf. Ebenso klar ist die Praxis der Kirche, die das Ewige Gebet eingeführt hat. Und um Dir noch einen Kron-zeugen zu nennen, dessen liturgische Sachverständigkeit Du nicht anzweifeln wirst: Vater Erzabt sagte vor Jahren einmal zu mir: »Nicht wahr, Sie sind nicht ›liturgisch‹, Sie sind katholisch!« (…)
Herzlichst Deine E. St. ESGA 2, Brief 255
Edith Stein an Helene Lieb und Elisabeth Nicola, Düsseldorf
J + M Pax Xi Köln-Lindental 24. II. 36
Liebe kleine Schwestern im Exil,
(…) Wir wünschen Ihnen beiden eine recht gnadenreiche Fastenzeit und eine große Osterfreude. Sehen Sie die hl. Messe am Morgen mit der schönen Fastenliturgie als den Hauptteil des Tages an und den Rest als tägliches kleines Opfer zur Danksagung. …
Ihre Schwester Teresia Benedicta a Cruce O.C.D. ESGA 3, Brief 444
Edith Stein an Hedwig Conrad-Martius, Bergzabern
† Pax Xi! Köln-Lindental 26. I. 37
Meine liebe Hatti,
…Am 1. II. haben wir in unserer Kirche Ewiges Gebet (d. i. die An-betung, die abwechselnd in den verschiedenen Kirchen der Diözese gehalten wird, sodaß sie im ganzen niemals aufhört), in der Nacht wechseln wir uns ab; und am 2. – Maria Lichtmeß – ist auch ein stiller Gebetstag. Da kann man noch besser als sonst alle Anliegen vorbringen.
In caritate Xi.
Ihre Schw. T. Benedicta a Cruce, O.C.D. ESGA 3, Brief 494
J + M Köln-Lindental
Pax Xi! 20. X. 38
Liebe Schw. Agnella,
(…) Gewiß ist es schwer, außerhalb des Klosters und ohne das Allerheiligste zu leben. Aber Gott ist ja in uns, die ganze Allerheiligste Dreifaltigkeit. Wenn wir es nur verstehen, uns im Innern eine wohlverschlossene Zelle zu bauen und uns so oft wie nur möglich dahin zurückziehen, dann kann uns an keinem Ort der Welt etwas fehlen. So müssen sich ja auch die Priester und Ordensleute im Gefängnis helfen. Für die, die es recht erfassen, wird es eine große Gnadenzeit. Das haben wir schon von manchen gehört. (…)
In Jesu Liebe Ihre T. B. a C. ESGA 3, Brief 569
Die folgenden Briefausschnitte zeugen von der Weise, wie Edith Stein mit der Eucharistie lebte: Sie bringt die Anliegen der Menschen, die sie aufzusuchen, vor Gott und findet dort Frieden; sie schöpft Mut und Kraft aus der Eucharistie und freut sich über die konkrete Nähe zum Tabernakel. Doch weiss sie Christus auch in sich gegenwärtig zu halten, als ihr die Teilnahme an der Eucharistiefeier und die Kommunion unmöglich wird. Was sie im Leben getragen hatte, war ihr auf dem Weg zum Tode zur inneren Wirklichkeit geworden.
Pax Xi! Dürenerstr. 89
Liebe Sr. Adelgundis,
(…) Es sind schon mancherlei Leute in unserem Sprechzimmer gewesen, seit ich hier bin. (…) Die meisten Schwestern betrachten es als eine Buße, wenn sie ins Sprechzimmer gerufen werden. Es ist ja auch immer wie ein Übergang in eine fremde Welt, und man ist glücklich, wenn man dann wieder in die Stille des Chors flüchten und vor dem Tabernakel verarbeiten kann, was einem zugetragen worden ist. Aber ich empfinde diesen Frieden immer noch täglich als ein übergroßes Gnadengeschenk, das einem gar nicht für einen allein gegeben sein kann; und wenn jemand abgehetzt und zerschlagen zu uns kommt und dann etwas Ruhe und Trost mitnimmt, so macht mich das sehr glücklich.
Ich hoffe, daß Sie mit Weihnachtsgnaden auf lange für Ihre Arbeit gestärkt worden sind, und schicke Ihnen auch schon meine herz-lichsten Wünsche für Ihren Namenstag mit.
In caritate Xi. Ihre Edith ESGA 3, Brief 302
Edith Stein an Mater Petra Brüning OSU, Dorsten
J + M
Pax Xi! Köln-Lindental, 23. VI. 35
Ehrwürdige, liebe Mater Petra,
(…) Auch für mich bitte ich sehr um Ihre Gebetshilfe. Ich bin seit einigen Wochen zur philosophischen Arbeit zurückgekehrt und ste-he vor einer großen Aufgabe, für die mir sehr, sehr vieles fehlt, was dazu nötig wäre. Wenn ich nicht auf den Segen des hl. Gehorsams vertrauen dürfte und darauf, daß der Herr auch durch ein ganz schwaches und untaugliches Werkzeug etwas ausrichten kann, wenn es Ihm gefällt, dann müßte ich das Rennen aufgeben. So tue ich, was ich kann, und laß mir immer wieder vor dem Tabernakel den Mut aufrichten, wenn er mir von der Gelehrsamkeit anderer Leute erdrückt worden ist.
In dankbarer Liebe
Ihre geringste Schwester Teresia Benedicta a Cruce O.C.D.
ESGA 3, Brief 399
J + M Pax Xi! Echt, 21. II. 39
Liebe Schw. Mechtildis,
(…) Wir haben zu Beginn der Fastenzeit ein großes Geschenk erhalten: letzten Samstag wurde in unserem Chorgitter ein Tabernakel angebracht. Nun haben wir das Allerheiligste ebenso nahe und ebenso gut sichtbar wie Ihr. Für mich ist es sogar noch viel günstiger: da wir in der Mitte den großen Altar haben, mußte der Tabernakel auf der rechten Seite – über dem Kommunionfenster – angebracht werden. Ich habe den Platz auf dieser Seite und sehe ganz gerade darauf. Übrigens kann man von überall sehen, weil keine Kerzen die Aussicht sperren. Es ist alles vorläufig sehr primitiv, darum wurde auch noch jeden Abend das Allerheiligste in den Altartabernakel übertragen. Aber die Anbetungstage jetzt, von früh um 6 bis abends um 6, haben wir doch davor gehabt.
Ein Zeitzeugnis
Sonntag, 2. August 1942 Echt, Karmelkloster
Tag der Verhaftung. An diesem Tag empfing Sr. Teresia Benedicta in der Hl. Messe am Morgen zum letzten Mal die Hl. Eucharistie, die sie seit ihrer Taufe am 1. Januar 1022 in St. Martin, Bergzabern, täglich empfangen hat. Sr. Stephanie a Magna Domina, eine Mit-schwester von Sr. Teresia Benedicta im Karmel von Echt berichtet über das Geschehen der Verhaftung von Edith und Rosa Stein: »Am Nachmittag des 2. August 1942 gegen 17 Uhr kniete Sr. Teresia Benedicta an ihrem Platz im Chor. Sie las wie sonst etwas vor in der Betrachtung, sie mußte die Lesung unterbrechen, denn die Mutter Priorin, die vorher ins Sprechzimmer gerufen worden war, kam und holte sie ab. (Zwei SS-Offiziere hatten an der Klosterpforte geschellt, um Edith und ihre Schwester Rosa zu verhaften.) Kurz danach kam Sr. Benedicta wieder zurück. Sie kniete vor dem Allerheiligsten, dann wendete sie sich uns zu und mit rotem Kopf, aber ruhig und beherrscht, lief sie nach hinten aus dem Chor, während sie in wehmütigem Ton sagte: ‚Bitte beten, Schwestern.‘ Ich höre noch immer, wie sie das sagte. Einige wurden ebenfalls aus dem Chor gerufen (diese sollten etwas für sie fertig machen), aber niemand rief uns aus dem Chor, um Abschied zu nehmen. Daran dachten die Betroffenen nicht in der Bestürzung und Eile. Und so hat sie uns verlassen ohne Abschied. Wir wußten nicht, daß sie fortging. Sr. Benedicta, auf Wiedersehen im Himmel.«
(Sr. Stephanie a Magna Domina OCD 1967)
Noch am Vormittag hatte Sr. Benedicta an der Kreuzeswissenschaft geschrieben, in der sie vorausahnend ihre Zukunft erkannte: »Wehrlos ausgeliefert sein an die Bosheit erbitterter Feinde, gepeinigt an Leib und Seele, abgeschnitten von allem menschlichen Trost und auch von den Kraftquellen des kirchlich-sakramentalen Lebens – konnte es noch eine härtere Kreuzesschule geben? Und doch war das noch nicht das tiefste Leiden. All das konnte ihn (Johannes vom Kreuz) ja nicht von dem dreifaltigen Urquell trennen, dessen er im Glauben gewiß war. Sein Geist war nicht in den Kerker eingeschlossen, er konnte sich zu jenem ewig-fließenden Quell erheben, sich in seine unergründliche Tiefe versenken, in die Flut, die alles Geschaffene erfüllt, auch das eigene Herz. Keine menschliche Macht konnte ihn von seinem Gott trennen.
ESGA 18, S. 24
Die folgenden Texte Edith Steins können zur Meditation während der Eucharistiefeier dienen:
Im Kyrie begrüßen wir Christus und werden uns gleichzeitig bewusst, dass er uns in seine Wohnung und in seine Gemeinschaft eingeladen hat. Die Wortverkündigung bezeugt Christus: seine Wahrheit, seine Barmherzigkeit, sein Leben. Bei der Gabenbereitung, früher Opferung, halten wir unsere Opfer vor Gott hin: für unsere Sünden, für den Frieden, als Ganzhingabe. Im Heilig, Sanctus, spiegelt sich der Lobpreis des Alten und den Neuen Bundes. In der Wandlung werden nicht nur Brot und Wein zu Christus: Jeder wird Fleisch und Blut Christi, Glied an seinem Leib. In der Kommunion vereinigt sich nicht nur der Mensch, sondern die ganze Schöpfung mit Gott. Uns bleibt uns nur, Dank zu sagen für dieses Geheimnis. Aus ihm erwächst der Segen, der uns für die Sendung stärkt.
Die Kirche ist „Wohnstätte des eucharistischen Gottes“, „und wir sehen darin die Erfüllung der Verheißung, dass er bei uns bleiben wolle bis ans Ende der Welt. (…) So ist für uns die Hl. Eucharistie ebenso sehr das Herz der gesamten Kirche wie die Speise für die einzelne Seele.“ ESGA 15, 114
Wahrheit und Barmherzigkeit sind eins im Allerheiligsten Sakrament. Wahrheit ist es, dass wir der körperlichen Nähe und sinnenfälligen Gegenwart bedürfen; unfassliche Barmherzigkeit, dass Du Dich in diesen Gestalten in unserer Mitte niedergelassen hast. Wahrheit ist es, dass Dein Kreuzesopfer uns eine blasse Tatsache der Vorzeit wäre, wenn es nicht täglich Gegenwart würde auf unseren Altären. Dein ganzes Leben, das für uns gelebt wurde, wäre ‚vergangen‘, wenn Deine Barmherzigkeit es uns nicht immer wieder Gegenwart werden ließe im Kreislauf des Kirchenjahres. (…) Unfassliche Wahrheit und Barmherzigkeit ist es, dass der Allmächtige Gott sich herablässt, ein armseliges Geschöpf in bräutlicher Vereinigung zu sich zu erheben. Du sagst es und ich glaube es, dass diese Vereinigung das Höchste ist, was einem Geschöpf auf Erden widerfahren kann, nur zu überbieten durch die Glorie.[8] ESGA 10, 63
Das heilige Messopfer ist das eine Opfer, in dem alle früheren Opfer, die es vorbildeten, erfüllt, gegenwärtig und wirksam sind. Es ist das Sündopfer, das die sündige Menschheit durch ihren Hohenpriester darbringt, um Entsühnung und Zulassung vor das Antlitz Gottes zu erlangen. Es ist das Friedopfer, in dem die Entsühnten zum hl. Opfermahl geladen werden. Es ist das Ganzopfer, in dem Christus als Haupt der Menschheit und König der Schöpfung sich selbst und alles Geschaffene der Gottheit in Anbetung ihrer ewigen Herrlichkeit und höchsten Herrschermacht darbringt. Das ist die Opferhandlung. ESGA 3, Brief 402
Die Psalmen, soweit sie Rufe aus der Tiefe sind, sprechen das Flehen um Entsühnung aus. Die Hymnen und Jubelpsalmen sind Freudenlieder beim Hochzeitsmahl, Sanctus und vor allem das Tedeum die Anbetung der gesamten Schöpfung, der vereinten himmlischen und irdischen Liturgie im Lobpreis und in der Huldigung vor dem Allerhöchsten. ESGA 3, Brief 402
Indem wir am Opfer und Opfermahl teilnehmen, mit Jesu Fleisch und Blut genährt werden, werden wir selbst sein Fleisch und Blut. Und nur, wenn und soweit wir Glieder seines Leibes sind, kann sein Geist uns beleben und in uns herrschen. ESGA 19, 57
Die alten Segenssprüche sind im Munde Christi lebenschaffendes Wort geworden. Die Früchte der Erde sind sein Fleisch und Blut geworden, von seinem Leben erfüllt. Die sichtbare Schöpfung, in die er sich schon durch die Menschwerdung hineinbegab, ist nun auf eine neue, geheimnisvolle Weise mit ihm verbunden. Die Stoffe, die dem Aufbau des menschlichen Leibes dienen, sind von Grund aus umgewandelt, und durch ihren gläubigen Genuß werden auch die Menschen umgewandelt: in die Lebenseinheit mit Christus einbezogen und von seinem göttlichen Leben erfüllt. ESGA 19, 46
Meine Grundstimmung, seit ich hier bin [in Echt], ist Dankbarkeit. (…) Ich habe kein anderes Verlangen, als dass an mir und durch mich Gottes Wille geschehe. Bei ihm steht es, wie lange er mich hier lässt und was dann kommt. In manibus tuis sortes meae. Da ist alles gut aufgehoben. Aber viel Gebet ist nötig, um in jeder Lage treu zu bleiben. Erst recht für die Vielen, die Härteres zu tragen haben als ich und nicht so verankert sind im Ewigen. Darum bin ich herzlich dankbar allen, die helfen. ESGA 3, Brief 614
Dann werden wir aus der Enge unseres Daseins herausgehoben in die Weite des Gottesreiches; seine Angelegenheiten werden die unseren, immer tiefer werden wir mit dem Herrn verbunden und in ihm mit all den Seinen. Alle Einsamkeit hört auf, und wir sind unanfechtbar geborgen im Zelt des Königs, wandeln in seinem Licht. ESGA 16, 56
Die vorliegenden Texte von Edith Stein dokumentieren ihre tiefgläubige Verwurzelung im Leben im Leben des Jesus Christus. Er ist uns als Gottes kostbares Geschenk gegenwärtig in dem Brot, das wir in jeder Feier der Eucharistie als Speise zum ewigen Leben empfangen und in den Tabernakeln unserer Kirchen aufbewahren.
Seitdem diese Texte entstanden sind, hat das 2. Vatikanische Konzil den Blick geschärft für das Geschehen der Heiligen Messe als einer Feier des pilgernden Gottesvolkes, es hat uns empfindsam gemacht dafür, dass Christus uns darin begegnet – sowohl im Wort der Heiligen Schrift wie im Empfang und Essen des Eucharistischen Brotes. Kreuzesopfer-Frömmigkeit und Tabernakel-Frömmigkeit bleiben an diesen Zusammenhang zurückgebunden.
Bedenkt man, dass die Vorstellung von Eucharistie-Verehrung und die Ausdrucksweise von Edith Stein noch in die Zeit vor dem Konzil zurückreichen und liest man die Texte vor diesem Hintergrund, so kann man aus diesen Anregungen auch heute noch reichen Gewinn ziehen. Die unfassbare Liebe, in der Gott sich uns Menschen in seinem Sohn Jesus Christus zuwendet, immer mehr als den eigentlichen Schatz und die kostbare Perle unseres Lebens zu begreifen, das wird unser Leben verwandeln und seiner ewigen Zukunft öffnen.
Hubert Schuler
Domkapitular, Speyer
12.10.1891 | Geboren zu Breslau (am jüdischen Versöhnungstag Jom Kippur) |
1911 | Abitur an der Viktoriaschule Breslau, Studium der Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik in Breslau und Göttingen, Staatsexamen |
1915 |
Freiwilliger Rot-Kreuz-Dienst im Seuchenlazarett in Mährisch-Weißkirchen |
1916 | Promotion an der Universität Freiburg bei Edmund Husserl |
1916-18 | (Privat-)Assistentin Edmund Husserls an der Universität Freiburg i. Br. |
1918-1922 | Freie wissenschaftliche Arbeit. Zwischen 1918 und 1932 vier Versuche zur Habilitation an diversen deutschen Universitäten |
01.01.1922 | Taufe in der Pfarrkirche St. Martin in Bergzabern |
02.02.1922 | Firmung in der Kapelle des Bischofshauses in Speyer |
1923-1931 | Lehrerin in St. Magdalena in Speyer |
1932-1933 | Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik, Collegium Marianum, in Münster |
1933 | Verbot ihrer Dozententätigkeit durch die Nationalsozialisten |
14.10.1933 | Eintritt in den Kölner Karmel |
15.04.1934 | Einkleidung (Schwester Teresia Benedicta a Cruce) |
21.04.1938 | Ewige Profess |
31.12.1938 | Übersiedlung in den Karmel von Echt/Niederlande |
02.08.1942 | Verhaftung durch die Gestapo, Internierung im Sammellager Westerbork |
07.08.1942 | Deportation nach Auschwitz |
09.08.1942 | Tod in der Gaskammer |
01.05.1987 | Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. in Köln |
11.10.1998 | Heiligsprechung durch Papst Johannes Paul II. in Rom |
01.10.1999 | Ernennung zur Mitpatronin Europas durch Papst Johannes Paul II. |
Stein, Edith: Selbstbildnis in Briefen I. Erster Teil 1916–1933. ESGA 2. Freiburg/Basel/Wien: Herder 32010.
Stein, Edith: Selbstbildnis in Briefen II. Zweiter Teil 1933–1942. ESGA 3. Freiburg/Basel/Wien: Herder 22006.
Stein, Edith: Der Aufbau der menschlichen Person. ESGA 14. Freiburg/Basel/Wien: Herder 2004.
Stein, Edith: Was ist der Mensch? Theologische Anthropologie. ESGA 15. Freiburg/Basel/Wien: Herder 2005.
Stein, Edith: Die Frau. Schriften zur Anthropologie und Pädagogik 1. ESGA 13. Freiburg: Herder 42010.
Stein, Edith: Bildung und Entfaltung der Individualität. ESGA 16. Freiburg/Basel/Wien: Herder 2001.
Stein, Edith: Kreuzeswissenschaft. Studie über Johannes vom Kreuz. ESGA 18. Freiburg/Basel/Wien:
Herder 32007.
Stein, Edith: Geistliche Texte I. ESGA 19. Freiburg/Basel/Wien 2009.
Stein, Edith: Geistliche Texte II. ESGA 20. Freiburg/Basel/Wien: Herder 2007.
Herausgeber:
Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e.V.
Kleine Pfaffengasse 16
67346 Speyer
Textgestaltung: † Msgr. Wolfram Krusenotto (Auswahl)
Prof. DDr. Mariéle Wulf (Auswahl und Einleitungen)
Einführung: Prof. DDr. Mariéle Wulf, St. Gallen/CH; Tilburg/NL
Nachwort: Domkapitular Hubert Schuler, Speyer/D
Speyer 2021
Überarbeitung der Auflagen von 1996 und 2017.
[1] Mt 26,26–28.
[2] St. Augustinus (Tract. 27 in Joannem; Römisches Brevier, 3. Tag in der Fronleichnamsoktav, 8. und 9. Lesung). hCC, Aurelii Augustini Tractatus XXVII 6 (S. 272).
[3] St. Johannes Chrysostomus (Homilia 61 ad populum Antioch., a. a.O., 4. Lesung). Aus
der Ausgabe Joannis Chrysostomi … ad populum Antiochenum Homiliae LXXX. Basel
1525 und Antwerpen 1552. Dieser Text gilt heute als pseudo-johanneisch.
[4] Zitat aus der katholischen Liturgie.
[5] Römisches Meßbuch, Postkommunion zum 1. Sonntag nach Pfingsten. [Die Anführungsstriche fehlen im Original.]
[6] Das Allerheiligste: die konsekrierte Hostie, der Leib Christi.
[7] Vor („coram“) dem Allerheilgsten fand die Messfeier statt, ein „Horror“ für diejenigen, die es mit den liturgischen Vorschriften zu genau nehmen: Vor dem ausgesetzten Allerheiligsten sollte keine Messfeier gehalten werden, weil es zu einer Art Doppelung kommt: Christus, in der Monstranz schon anwesend, kommt noch einmal in den Raum durch die Wandlung.
[8] Stein: Geistliche Texte II. Persönliche Notizen Vorbereitungsexerzitien für die ewigen hl. Gelübde, 63.