Beuron

Erzabtei Beuron

Der Jesuit Erich Przywara hat Edith Stein auf die Erzabtei Beuron aufmerksam gemacht. Nach dem Tod von Generalvikar Schwind (1927), Steins erstem geistlichen Begleiter in Speyer, wird dort der junge Abt P. Dr. Raphael Walzer (1888-1966) ihr geistlicher Begleiter.

In der Zeit von Ostern 1928 bis zu ihrem Eintritt in den Kölner Karmel 1933 kommt Edith Stein etwa 20mal nach Beuron. Sie feiert hier die kirchlichen Hochfeste mit, kommt aber auch, um sich mit dem Erzabt zu besprechen. In der Weihnachtszeit 1931 schreibt sie in Beuron an ihrem viel beachteten Vortrag „Das Weihnachtsgeheimnis“ (ESGA 19, 2-14).

Edith Stein erkennt früh die menschenverachtenden Machenschaften des Naziregimes, weshalb sie sich in einem berühmt gewordenen Brief an Papst Pius IX. wendet. Dieser Brief wurde mit einem Begleitschreiben des Erzabtes Raphael Walzer im Frühjahr 1933 von Beuron aus dem Papst übermittelt (ESGA 28, Br. 251, 251a, 252a).

https://www.erzabtei-beuron.de

Edith Stein-Relief von Editha Pröbstle, Koblenz, am Vorplatz der Klosterkirche (Quelle: Wikipedia).


 

zu Edith-Stein-Gedenk-Orten

Literatur

Beuron

  • Jakobus Kaffanke/Katharina Oost: „Wie der Vorhof des Himmels“
    Beuroner Kunstverlag
  • Oost, Katharina: „Ein glücklicher Mönch“. Edith Stein in Beuron,
    Beuron 1998
  • Oost, Katharina: „Edith Stein in Beuron“
    Sonderdruck aus ERBE UND AUFTRAG 74 (1998)
    Selbstverlag Edith Stein Freundeskreis Beuron

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Im Oberen Donautal zwischen Tuttlingen und Sigmaringen, im ehemaligen Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, jetzt Baden-Württemberg, liegt das kleine Dorf Beuron mit dem anziehenden und ausstrahlenden Mittelpunkt der 1862 von Benediktinern wieder besiedelte ehe­malige Augustinerabtei. Hier erblühte sowohl die bald in der ganzen katholischen Welt bekannte Beuroner Kunst – ein archaisch-hieratischer Stil – als auch die Liturgische Erneuerung (Schott-Meßbuch).

Hierher lenkte Edith Stein, deren Konversion damals bereits sechs Jahre zurücklag, zu Ostern 1928 zum erstenmal ihre Schritte. Sie tat das auf Rat und Empfehlung von P. Erich Przywara S. J., der an ihrer geistigen Entwicklung regen Anteil nahm und wohl der Meinung war, daß dieser tief veranlagten, mystischen Seele zusätzlich zu ihrer philosophisch-theologischen Arbeit, die sie neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin an der Schule der Do­minikanerinnen zu Speyer auf sich genommen hatte, die ei­gentlich geistliche Dimension der Kirche noch nicht hinrei­chend erschlossen war. In der Tat wurde Beuron für sie fortan zum Quellort und zur Brunnenstube, aus der sie ihren Durst nach den Wassern des Lebens immer wieder stillen konnte. Über fünfzehnmal kam sie hierher, nahm an der Liturgie der Mönche regelmäßig teil – vom frühen Morgen um 4 Uhr bis zur abendlichen Komplet. Die Mönche, die nicht wussten, wer diese bescheidene, in sich gekehrte Frau war, nannten sie „die Matutina“, weil sie schon in aller Frühe vor der Kirche auf die Öffnung der Tür wartete, um beim Offizium dabei zu sein.

Geistliche Unterweisung und Führung empfing sie vom Erzabt Dr. Raphael Walzer, der sie zwar in ihrer offenkundigen Beru­fung zum kontemplativen Leben im Karmel nicht beirren wollte, sie jedoch ermunterte, einstweilen ihr Apostolat als Rednerin zu den großen Fragen der Zeit fortzusetzen, bis die politischen Er­eignisse ihr jede äußere Wirksamkeit unmöglich machten. Seit 1995 erinnert eine Bronce-Plakette im Vorhof der Abtei­kirche an Edith Steins häufiges Verweilen in Beuron. Gestaltet von Editha Pröbstle, trägt sie die Inschrift: „Dr. Edith Stein – Teresia Benedicta a Cruce OCD, weilte zwischen 1928 und 1933 zur stillen Einkehr oft in Beuron.“ Die Heilige ist dargestellt, wie sie damals aussah, als Lehrerin unter Kindern, aber umgeben von Symbolen, die auf ihre Herkunft und auf ihre tragische Zu­kunft weisen. Andere greifbare Erinnerungen an sie gibt es nicht, offenbar auch keine Archivalien. Die Pilger, die im Ge­denken an Edith Stein Beuron aufsuchen, müssen sich damit begnügen, fast unverändert das zu sehen und betend mitzu­vollziehen, was die Heilige damals hier erlebte und in ihre geistlichen Scheuern dankbar einbrachte.

P. Paulus Gordan OSB (1912-1999)