Vom 7.-8. September 2023 fand in der Katholischen Akademie in Berlin ein englischsprachiges Seminar „Edith Stein‘s Philosophy of the State: A Jewish-Catholic Conversation“ statt. Dr. Stephan Steiner, Leiter des Fachbereichs Philosophie und Verantwortlicher für das Projekt „The Berlin Center for Intellectual Diaspora“, versammelte in den beiden Tagen eine Gruppe von jüdischen und katholischen Intellektuellen mit dem Ziel, sich gemeinsam auf die Lektüre von Edith Steins Werk „Eine Untersuchung über den Staat“ (ESGA 7) einzulassen. Zu den Teilnehmenden zählten u.a. Leora Banitzky, Professorin für Jüdische Studien an der Princeton University (USA, siehe Foto), Ronny Miron, Philosophieprofessorin an der Bar-Ilan-University (Israel), Antoine Lévy OP von der École biblique et archéologique française de Jérusalem (Frankreich/Israel) sowie Alexandra Kemmerer, Wissenschaftliche Referentin und Koordinatorin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Die deutsche Edith-Stein-Gesellschaft wurde von zwei Theologen und Mitglieder des Vorstands, Dr. habil. Tonke Dennebaum und Dr. Lukasz Strzyz-Steinert OCD, vertreten.
Diese mannigfaltige Expertise sowie der unterschiedliche religiöse wie kulturelle Hintergrund sorgten für einen äußerst informativen und anregenden Austausch. Zum einen wurden verschiedene Aspekte der Staatslehre Edith Steins neu beleuchtet, zum anderen aktuelle Fragen der politischen Philosophie diskutiert. Mit großer Offenheit und zugleich sehr kollegial setzte man sich auch mit verschiedenen Perspektiven auf das jüdisch-katholische Gespräch auseinander. Diese Art der Debatte scheint in der Tat zukunftsweisend und es bleibt zu hoffen, dass dieses Format fortgesetzt werden kann. Denn Edith Steins Leben und Werk provozieren Fragen, denen man mit einfachen und allzu konzilianten Antworten selten gerecht werden kann. Aber gerade auf diese Weise ermöglicht Edith Stein ein echtes Gespräch und eine ehrliche Begegnung von Juden und Christen.
Dr. Lukasz Strzyz-Steinert OCD