21. März 2024 „Stein und Hering – Phänomenologie, Metaphysik und Religion im Gespräch“ (Online-Veranstaltung)

Jean Hering (1890-1966) zählt wie Edith Stein zu den frühesten SchülerInnen von Husserl, dessen transzendentale Wende er kritisiert. Wie Stein orientiert er sich deshalb an Adolf Reinach und führt dessen religionsphilosophische Überlegungen weiter, worin er zu einem Scharnier zwischen Reinach, Conrad-Martius und Stein wird. Ähnlich wie Stein als Phänomenologin, die sich bewusst für ein Leben in der römisch-katholischen Kirche entscheidet, eine explizit  christlichen Philosophie entwickelt und Husserl ins Gespräch mit Thomas von Aquin bringt, versucht Hering als Phänomenologe und protestantischer Theologe beide Disziplinen konstruktiv miteinander in Beziehung zu setzen.

Auf diesem Hintergrund stellt der Vortrag zunächst Person und Werk Jean Herings vor, skizziert seine Entwicklung zwischen Husserl und Reinach, und legt einen besonderen Fokus auf Herings 1917, dem Todesjahr Reinachs, entstandene Arbeit „Phänomenologie als Grundlage der Metaphysik?“. Er beleuchtet Herings persönliche Kontakte zu Stein ab ihrer Studienzeit in Göttingen, ihre gemeinsame Wertschätzung Reinachs und erläutert ihr Engagement für den Zusammenhalt der frühen phänomenologischen Bewegung, besonders im Gegenüber zu Heidegger. Schließlich geht es um Herings Begriff des „Wesenskerns“ und seine Weiterentwicklung durch Stein, sowie die phänomenologische Prägung von Herings Exegese. In diesem Kontext behandelt der Vortrag die Frage, inwieweit Hering nicht nur im persönlichen Einsatz als Brückenbauer wirkt, sondern auch in der theologischen Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Aufnahme von Husserls und Reinachs Phänomenologie in Frankreich leistet.

Joachim Feldes geboren 1965 in Speyer und aufgewachsen im nahegelegenen Schifferstadt, woher Edith Steins letztes Lebenszeichen stammt. Nach seiner Priesterweihe 1994 war er drei Jahre Kaplan in Bad Bergzabern. Während dieser Zeit begann er sich wissenschaftlich mit dem Leben und Werk Steins zu beschäftigen und setzte diese Arbeit nach seinem Wechsel in den Dienst der anglikanischen Kirche 2009 fort. 2013 promovierte Feldes bei Hans Rainer Sepp in Prag über den Bergzaberner Kreis im Kontext der frühen Phänomenologie und begann 2016 seine Lehrtätigkeit in den Bereichen Religionsphilosophie, Homiletik und anglikanischer Theologie. Seit 2019 ist er Sekretär der Internationalen Vereinigung zum Studium der Philosophie Edith Steins (IASPES) und seit 2022 Studiendekan des Lancelot-Andrewes-Instituts in Nürnberg. Er ist verheiratet, leitet als Pfarrer die anglikanische Gemeinde Rhein-Neckar und arbeitet als Englischlehrer.


Der Vortrag findet am 21. März um 19 Uhr statt. Die Veranstaltung wird über die Plattform Zoom abgehalten. Nach der Anmeldung erhalten Sie einen Link zur Veranstaltung, der für alle Sitzungen der Veranstaltung gilt. Um sich für die Veranstaltung anzumelden, verwenden Sie bitte unser Anmeldeformular: https://form.jotform.com/222734981377062.

Bei Fragen steht Ihnen gerne Dr. Monika Adamczyk-Enriquez unter der E-Mail-Adresse: edithstein.veranstaltungen@gmail.com zur Verfügung.

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