Träger des Edith-Stein-Preises 2019
geb. am 14. Mai 1934 in Lubochna, Tschechoslowakei
gest. am 29. Mai 2023 in Miami, USA
Thomas Buergenthal war einziger Sohn seiner aus Göttingen stammenden Mutter Gerda Silbergleit und seines aus Galizien stammenden Vaters Mundek Bürgenthal. Er wurde 1944 als Jude mit seinem Vater nach Auschwitz verschleppt. Diesen Mal fand ausnahmsweise keine Selektion an der Rampe statt, so dass sowohl sein Vater als auch er in die Massenbaracken zur Sklavenarbeit getrieben wurden. Der Vater wurde bald in andere KZs verlegt. Mundek Bürgenthal starb 1945 in einem Nebenlager des KZ Buchenwald, seine Mutter Gerda überlebte das Konzentrationslager Ravensbrück und den Todesmarsch in das Lager Malchow. Der 10-jährige Junge Thomas – allein auf sich gestellt – überlebte Auschwitz und den Todesmarsch im grimmigen Winter 1945 in das KZ Sachsenhausen mit Erfrierungen. Er wurde in ein polnisches Waisenhaus gebracht, wo seine Mutter ihn nach monatelangem Suchen fand.
So kam Thomas Buergenthal 1946 zu seiner Mutter nach Göttingen und war Schüler des Felix-Klein-Gymnasiums. 1951 ging er in die USA, wo er sein Zuhause fand. Dort machte er seinen High-School-Abschluss und studierte Jura, wurde promoviert und Universitätsprofessor, zuletzt an der George-Washington-University in Washington DC. Seine Kontakte nach Göttingen rissen aber nicht ab.
Lebensthema wurden und waren die universellen Menschenrechte. Als Richter am Internationalen Menschenrechtsgerichtshofes in Den Haag schloss er seine Berufslaufbahn ab.
Mit dem Edith-Stein-Preis 2019 ehrte der Göttinger Edith-Stein-Kreis e.V. Buergenthals unermüdlichen Kampf um die Würde des Menschen und die Implementierung und Verteidigung der Menschenrechte auf allen Kontinenten. Thomas Buergenthal hat mit seinem hohen Engagement über staatliche und kulturelle Grenzen hinweg das Recht des Menschen auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Glaubens- und Gewissensfreiheit, auf Freizügigkeit und auf Rechtsschutz – um nur einige wichtige Menschenrechte zu nennen – vehement verteidigt. Ja, er hat diesen Rechten auf unserer Erde tatkräftig als allen Menschen
zustehende, universelle und unveräußerliche Rechte zur Geltung verholfen.
Der Kampf um die Würde des Menschen und die Durchsetzung der Menschenrechte sind auch heute weiterhin nötig. Der Edith-Stein-Kreis e.V. steht dazu in Erinnerung an das Vorbild Thomas Buergenthal.
Heiner J. Willen,
Edith-Stein-Kreis e.V.,
31.05.202