Materialien zur Liturgie

Novene zu Edith Stein

Von Sr M. Annuntiata Wegener, Karmelitinnenkloster Köln (2021/2022)

  1. Tag: An der Hand des Vaters

Edith Stein: „Es ist im Grunde immer eine kleine, einfache Wahrheit, die ich zu sagen habe: Wie man es anfangen kann, an der Hand des Herrn zu leben.“ (ESGA 2, Br. 150, 28.04.1938) – „Nur wer sich den Händen des Herrn ganz übergibt, kann vertrauen, dass er zwischen Skylla und Charybdis sicher hindurchgeleitet wird: was man ihm übergibt, geht nicht verloren, sondern wird bewahrt, geläutert und erhöht und in den rechten Maßen ausgewogen.“ (ESGA 13, 73) – „Es muss ja so sein, dass man sich ohne jede menschliche Sicherung ganz in Gottes Hände legt, um so tiefer und schöner ist dann die Geborgenheit.“ (ESGA 2, Br. 179, 08.09.1931)

Gebet: Schwester Benedicta a Cruce, (Gesegnete vom Kreuz) in dieser Not, in der ich zu Dir komme, ist für mich Dein Name Hoffnung und Trost. Mit Dir zusammen will ich zum Gekreuzigten emporschauen, der mit Nägeln an sein Kreuz geheftet ist, und an die Freiheit dieser Hände glauben, die auch mich jetzt segnen. In mir ist nur der eine Wunsch, erhört zu werden. Bestürmen möchte ich Dich, dass in diesen neun Tagen sich die Angelegenheiten so ordnen, dass ich dankbar-staunend überzeugt sein kann von Jesu Liebe zu Dir und von Deiner Liebe zu mir. Jesus, mit festem Vertrauen auf die Fürbitte von Sr. Benedicta wende ich mich zu Dir. Deine Liebe wird mir so lange Kraft geben, das Kreuz zu tragen, wie Du es mir auferlegst. Denn ich weiß, dass Du gut bist. Ich empfehle Dir … [die Menschen in der Ukraine]. Ich bitte um … [Frieden] für … [ihr Land]. Auch kann sie [, die ich Dir anvertraue,] ein Engel trösten und stärken wie Dich einst in Getsemani. Mit grenzenlosem Vertrauen lege ich alle Not in Deine Hände und weiß, was ich Dir übergebe, geht nicht verloren, sondern wird bewahrt und ist geborgen. Amen.

ІІ

  1. Tag: Getragen von einem starken Arm

Edith Stein: „Was wir tun können und müssen, ist: uns der Gnade zu öffnen. D.h. unserem eigenen Willen völlig entsagen und ihn dem göttlichen Willen gefangen geben, unsere ganze Seele aufnahme- und formungsbereit in Gottes Hände legen.“ (ESGA 13, 43) – „Ich weiß mich gehalten und habe darin Ruhe und Sicherheit – nicht die selbstgewisse Sicherheit des Mannes, der in eigener Kraft auf festem Boden steht, aber die süße und selige Sicherheit des Kindes, das von einem starken Arm getragen wird – eine, sachlich betrachtet, nicht weniger vernünftige Sicherheit. Oder wäre das Kind ‚vernünftig‘, das beständig in der Angst lebte, die Mutter könnte es fallen lassen?“ (ESGA 11/12, 59f.)

Gebet: Schwester Benedicta, als die Hände der Henker nach dir griffen, hast Du Dich getragen gewusst von einem starken Arm bis in die Gaskammer von Auschwitz.  Die Hände der Menschen vermochten Deiner Seele nichts anzuhaben, im Gegenteil, sie gaben dir die Möglichkeit, gehorsam zu sein bis in den Tod und so den Vater zu verherrlichen. Er aber hat Deinen Namen unsterblich gemacht und Dich über sein Vermögen gesetzt. Hab Erbarmen und … [befreie die Menschen in der Ukraine aus der Not des Krieges.] Auf Deine Fürbitte setze ich mein ganzes Vertrauen. Himmlischer Vater, ihr Schicksal liegt in Deiner allmächtigen und barmherzigen Hand. In Dir sind sie geborgen, was immer auch geschieht. Wenn es Deinem Heilsplan entspricht, entsage ich der Erhörung meiner Bitte, so schwer mir dieser Gehorsam auch wird. Denn Du bist Liebe, und alles, was Du tust, ist anbetungswürdig. Nur Werkzeug Deiner barmherzigen Liebe möchte ich sein für … [meine Brüder und Schwestern in der Ukraine]. Erbarme Dich, Herr, erbarme Dich und segne sie. Amen.

III

  1. Tag: In der Kraft des Kreuzes

 Edith Stein: „Menschlichen Trost gibt es freilich nicht, aber der das Kreuz auflegt, versteht es, die Last süß und leicht zu machen.“ (ESGA 3, Br. 586, 03.01.1939) – „Gut ist es, den Gekreuzigten im Bild zu verehren […].“ (ESGA 18, 229) – „[…] wer in liebender Versenkung eingeht in die Gesinnung des Heilands am Kreuz, […] der wird eben damit geeint mit dem göttlichen Willen […].“ (ESGA 18, 237) – „Sich an Christus halten – das kann man nicht, ohne ihm zugleich nachzufolgen.“ (ESGA 9, 72) – „Das müssen wir auch lernen, […] andere ihr Kreuz tragen zu sehen und es ihnen nicht abnehmen zu können. Es ist schwerer als das eigene zu tragen, aber wir kommen auch daran nicht vorbei. (ESGA 2, Br. 59, 12.10.1927) – „Willst du aufs Neue in allem Ernst den Bund mit dem Gekreuzigten schließen? Was wirst du Ihm antworten?“ (ESGA 20, 122) – „An allen Fronten, an allen Stätten des Jammers kannst du sein in der Kraft des Kreuzes, überallhin trägt dich deine erbarmende Liebe, die Liebe aus dem göttlichen Herzen, überallhin sprengt sie Sein kostbares Blut – lindernd, heilend, erlösend.“ (ESGA 20, 121)

Gebet: Schwester Benedicta, Dein lebendiger Glaube an die Liebe dessen, der das Kreuz auferlegt, hat in das Leid den Keim der Hoffnung zur Überwindung gesenkt. Die ganze Last und Schwere des Kreuzes muss ich fühlen in dieser Stunde, und die Gesinnung, mit der Jesus am Kreuz hing, ist für mich unerreichbar weit. Doch wie werde ich bei meinen leidenden Brüdern und Schwestern heilend und tröstend gegenwärtig sein können, wenn ich nicht restlos mit dem Willen Gottes übereinstimme?

Jesus, der Blick auf Dich, unentrinnbar angenagelt an die grausamen Qualen der Kreuzigung, lässt mich mit Dir aufschreien: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27, 46 / Ps 22, 2) – Niemand gibt mir Antwort. Der Du „im unzugänglichen Licht wohnst“ (1 Tim 6, 16), unerforschlich sind Deine Ratschlüsse! Wenn Du auf meine Bitte wartest, warum erfüllst Du sie nicht? Jetzt, im Augenblick?! Gekreuzigter Jesus, hab‘ Erbarmen, lass mich nicht mutlos werden! Im Gedenken an Dein für uns vergossenes Blut, vergib und sei bei … [den leidenden Menschen in der Ukraine], heilend, lindernd und erlösend. Amen.

IV

  1. Tag: Mit Christus sterben, um mit Ihm aufzuerstehen

Edith Stein: „Christus gibt sein Leben hin, um den Menschen den Zugang zum ewigen Leben zu eröffnen. Doch um das ewige Leben zu gewinnen, müssen auch sie das irdische Leben preisgeben. Sie müssen mit Christus sterben, um mit Ihm aufzuerstehen: den lebenslänglichen Tod des Leidens und der täglichen Selbstverleugnung […].“ (ESGA 18, 11) – „Wenn sie [die Seele] sein [Christi] Leben teilen will, muss sie mit ihm […] sich ausliefern zur Kreuzigung […], wie Gott sie fügen oder zulassen will.“ (ESGA 18, 27) – „Das Licht erlischt im Dunkel des Karfreitags, aber es steigt strahlender auf als Gnadensonne am Auferstehungsmorgen.“ (ESGA 19, 14)

Gebet: Schwester Benedicta, Du erkennst besser den göttlichen Plan mit einem jeden von uns. So hart uns der Weg, den wir gehen müssen, auch vorkommt, so hat ihn doch Seine erbarmende Liebe gewählt. Auch in dieser Not … [der Menschen im Krieg], in dieser Auslieferung ans Kreuz werden wir geführt in die Herrlichkeit der Auferstehung. In dieser Stunde der Dunkelheit flehe ich Dich an, mir zu helfen, den Willen Gottes anzunehmen und geschehen zu lassen, wie Er es fügen und zulassen wird. Lehre mich, was ich tun, um was ich bitten soll, wie ich mithelfen kann.

Jesus, in uns allen, die wir gemeinsam in diesem Anliegen beten, müsste sich das Leben in Dir erneuern und die Macht Deiner Auferstehung. Dann würden sich Zuversicht und Vertrauen gegen Verzagtheit und Zweifel durchsetzen, die Kräfte des Lichtes gegen die Mächte der Finsternis, der Sonne gleich, die das dichte Gewölk der Nacht besiegt. Mache mich bereit, dieses von Dir zugemutete Unerträgliche zu tragen. Auf die Fürsprache von Sr. Benedicta gib mir Entschlossenheit anzunehmen, was ich verweigern möchte, und loszulassen, was Du mir nehmen willst, damit Dein Wille geschehe und Dein Name geheiligt werde. Denn Du allein bist der Heilige, Du allein der Herr, Du allein der Höchste, Jesus Christus mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Amen.

V

  1. Tag: Durch den Glauben lebendig, um gebraucht zu werden

Edith Stein: „[…] der Herr […] will uns als seine lebendigen Glieder gebrauchen.“ (ESGA 13, 140) – „Je fester einer im Glauben steht, desto mehr wird sein Leben bis in die äußersten Konsequenzen hinein vom Glauben durchdrungen und gestaltet, desto mehr ‚Früchte der Liebe‘ werden an ihm sichtbar.“ (ESGA 9, 69) – […] Gottes Geist […] gibt der Seele neues Leben und befähigt sie zu Leistungen, denen sie ihrer Natur nach nicht gewachsen wäre, und er weist zugleich ihrem Tun die Richtung.“ (ESGA 11/12, 375) – „Die Gnade ist der Geist Gottes, der zu uns kommt, die zu uns herabsteigende göttliche Liebe.“ (ESGA 9, 71) – „Der Geist des Lichts ist seinem Wesen nach überströmende Fülle, vollkommenster, niemals sich vermindernder Reichtum.“ (ESGA 9, 26)

Gebet: Schwester Benedicta, Dein ganzes Leben hast du an der Hand des Herrn gelebt, und so bist Du immer tiefer in die Wahrheit hineingeführt worden, in die Vereinigung mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Du hast dieses Licht, je anonymer und verborgener Dein Leben wurde, umso intensiver ausgestrahlt. Du hast Dich ganz zur Verfügung gestellt, um vom Herrn gebraucht zu werden. Komm Heiliger Geist, der „mein Sein umschließt und in sich birgt“ (ESGA 20, 39), erfülle mich mit Deinem Licht, Deinem Reichtum und Deiner Kraft, dass ich in diesem Anliegen […] Gnade finde vor dem himmlischen Vater. O mein Gott, in Deine Hände lege ich meine heißen Wünsche für … [den Frieden]. Nur so wird Deiner erbarmenden Liebe von mir her kein Hindernis in den Weg gestellt und Du hast Spielraum, Dich so mitzuteilen, wie es zum Heil für … [die Ukraine] notwendig ist. Nur so vermag ich Deine Liebe auszustrahlen in das Dunkel hinein. Offenbare Deine Kraft in meiner Ohnmacht! Amen.  

VI

  1. Tag: Mit dem Herzen Jesu leben

Edith Stein: „Göttliches Leben aber ist Liebe, überströmende, unbedürftige, frei sich verschenkende Liebe: Liebe, die sich erbarmend zu jedem bedürftigen Wesen herabneigt; Liebe, die Krankes heilt und Totes zum Leben erweckt; Liebe, die hütet und hegt, ernährt, lehrt und bildet; Liebe, die mit den Trauernden trauert und mit den Fröhlichen fröhlich ist; die jedem Wesen dienstbar wird, damit es das werde, wozu es der Vater bestimmt hat; mit einem Wort: die Liebe des göttlichen Herzens.“ (ESGA 13, 25) – „Wir haben unsere Wurzel im Herzen Jesu. In den Augen des natürlichen Menschen ist das dunkles Erdreich. Für die Augen des Glaubens ist es das lautere ewige Licht.“ (ESGA 3, Br. 645, 29.10.1939) – „Gott ist die Liebe, und Liebe ist sich selbst verschenkende Güte […], die nicht in sich selbst beschlossen bleiben, sondern sich andern mitteilen, andere mit sich beschenken und beglücken will.“ (ESGA 19, 76)

Gebet: Schwester Benedicta, Dein Leben beweist es: Du hast die überströmende Liebe gelebt, die im Herzen Jesu ihre Wurzel hat. Für Dein Volk und das deutsche Volk, für die Kirche und den Frieden in der Welt bist Du den dunklen, schweren Weg nach Auschwitz gegangen. „Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15, 10) Du bist in diesem Raum geblieben und so warst Du stärker als jene, die nach Deinem Leben griffen, um es zu zerstören. In der äußersten Ohnmacht wusstest Du noch um die Liebe, die „Totes zum Leben erweckt“ (ESGA 13, 25). Du warst verwurzelt im Herzen Jesu, als Dein Glaube geprüft wurde auf seine Echtheit. Und Du hast sie bestanden, die Prüfung. Schwester Benedicta, hab‘ Erbarmen; ich zähle auf Deine Liebe, wenn ich mit meiner großen Bitte für … [die Menschen in der Ukraine] zu Dir komme. In Westerbork hast Du mit den Trauernden geweint. Man sah Dich dort als eine Pieta ohne Christus: Dir lege ich mein Anliegen in den Schoß. Maria, sieh meine Not und tritt für mich ein bei Deinem geliebten Sohn, dass er all meinen Kleinglauben verwandle in Gewissheit, dass in der Liebe Seines und Deines Herzens all meine Not […] geborgen ist. Amen.

VII

  1. Tag: In den Heiligen ist Gott gegenwärtig

Edith Stein: „Es ist gut, daran zu denken, dass wir unser Bürgerrecht im Himmel haben und die Heiligen des Himmels zu Mitbürgern und Hausgenossen (Eph 2, 19). Dann tragt man leichter an den Dingen, quae sunt super terram [die auf Erden sind, Kol 3,2].“ (ESGA 3, Br. 613, 14.04.1939) – „[…] die Gemeinschaft der Heiligen […], das ewige Urbild zu dem vergänglichen Gleichnis menschlichen Gemeinschaftslebens, […] und […] die erbarmende […] Liebe in der Gestalt der Himmelskönigin […], sie vermögen nichts anderes als die Ströme der Gnade weiterzuleiten, die am Stamm des Kreuzes entspringen: aus dem geöffneten Herzen des Erlösers, das unsere Sünden durchstachen. (ESGA 16, 167f.) – „Christus, in dem allein die ganze Fülle der göttlichen Liebe eine leibhafte Stätte gefunden hat, ist darum faktisch der einzige Stellvertreter aller vor Gott und das wahre ‚Haupt der Gemeinde‘, das die eine Kirche zusammenhält. Alle andern sind Glieder der Kirche je nach dem, was ihnen an Geist und Gaben zu teil geworden ist […].“ (ESGA 9, 38) – „[…] an ihn [Christus], an einen Propheten oder Heiligen glauben heißt gar nichts anderes als […] in ihm Gott gegenwärtig spüren.“ (ESGA 9, 70) – Das Wirken der Heiligen wird „[…] vom Urquell alles Feuers und Lichtes […] genährt und erhalten, um als nie versiegende, befruchtende Segensquelle immer wieder hervorzubrechen. Ein solcher Segensquell ist uns erschlossen durch das Gedächtnis der lieblichen Heiligen […]“. (ESGA 19, 31f.)

Gebet: Schwester Benedicta, es ist wunderbar tröstlich, jetzt schon im Glauben teilnehmen zu dürfen an Eurer Wirklichkeit. Erbarme Dich, wie Du es schon so oft tatest: Leite die Ströme der Gnaden weiter, die dem göttlichen Herzen entspringen: O Jesus, Dein Erbarmen in das Dunkel unserer Not [… der leidenden Menschen in der Ukraine]; Deine Allmacht in die Ohnmacht unseres Unvermögens; Deine göttliche Wahrheit in unsere Traurigkeit. Maria, Du unsere Mutter, erinnere Dich an Deine Schmerzen und bitte für uns. Amen.

VIII

  1. Tag: Anteil haben an den Schätzen der Heiligen 

Edith Stein: „Dass die göttliche Freiheit sich in der Gebetserhörung dem Willen seiner Auserwählten gleichsam unterwirft – das ist die wunderbarste Tatsache des religiösen Lebens. Warum es so ist – das geht über alles Begreifen.“ (ESGA 9, 36) – „Der Heilige, der aus der Fülle der Liebe heraus ‚gute Werke‘ getan und sich einen ‚Schatz im Himmel‘ gesammelt hat, kann aus seinem Überfluss andern mitteilen, d.h. […] die Gnade für sie erflehen, und es ist sinnvoll, ihn darum anzugehen.“ (ESGA 9, 41) – „Dies reale Einswerden mit Christus hat aber ein Glied-zu-Glied-Werden mit allen Christen zur Folge.“ (ESGA 13, 210) – „Die Möglichkeit dieser Mittlerschaft vor Gott […] ist es, die das Heil zu einer gemeinsamen Angelegenheit aller Menschen macht. Jeder ist für sein eigenes Heil verantwortlich, sofern es durch Mitwirkung seiner Freiheit und nicht ohne sie erwirkt werden kann. Und jeder ist zugleich für das Heil aller andern verantwortlich, sofern er die Möglichkeit hat, durch sein Gebet für jeden andern die Gnade zu erflehen.“ (ESGA 9, 36)

Gebet: Schwester Benedicta, Dein Leben und Sterben hat den Gebetsschatz der Kirche vermehrt – welch ein Trost ist es für mich, in der gegenwärtigen Not daran zu glauben, dass ich mich dieses Schatzes bedienen kann. In meinen so begrenzten Möglichkeiten weiß ich wirklich nicht mehr ein noch aus. Meine ganze Hoffnung setze ich auf Dich, auf Deine Fürbitte. Durch unser Einssein in Christus gehören wir ja zusammen, und du fühlst Dich auch für … [die Menschen in der Ukraine] verantwortlich. Wie hat es Dich gedrängt, an der Rettung der Menschen mitzuhelfen durch Teilnahme am Kreuz des Herrn. Du weißt besser als ich, was … [ihnen] zum Heil dient. Überflute unsere Herzen mit den Strömen des Lichtes und des Friedens, dass Hoffnung und Vertrauen Kraft geben, den göttlichen Willen anzunehmen. Bewege, ich flehe Dich an, das Herz des Erlösers und das Herz Seiner Mutter, sich dieses Anliegens zu erbarmen! Damit wir erkennen, dass wir einen „guten Vater im Himmel haben, der uns gute Gaben zu geben weiß.“ (Mt 7, 11) Höre nicht auf, Fürbitte einzulegen, hat doch „die göttliche Freiheit sich in der Gebetserhörung dem Willen Seiner Auserwählten unterworfen.“ (ESGA 9, 36) Amen. 

IX

  1. Tag: Beschenkt von der Liebe der Engel

Edith Stein: „Die reinen Geister sind wie Strahlen, durch die das ewige Licht sich der Schöpfung mitteilt.“ (ESGA 11/12, 394) – „Die Engel sind reine Geister, ihre Geistigkeit ist eine höhere als die menschliche, sie sind persönlich freie, dienende Geister und stehen miteinander und mit allen anderen geistig-persönlichen Wesen in Gemeinschaft, in einem Reich schenkender und empfangender Liebe, dessen Anfang und Ende die dreifaltige Gottheit ist.“ (ESGA 11/12, 332) – „Das Reich der himmlischen Geister ist ein vollendetes, jedes Glied steht darin am rechten Platz und verlangt nach keinem anderen, jedes ist mit seinem ganzen Wesen geborgen, ungehemmt entfaltet und fruchtbar, gespeist aus dem Urquell der Liebe und davon ausspendend in dem ihm zugewiesenen Wirkungskreis.“ (ESGA 11/12, 351) – „Der Gegenstand des Glaubens [, Gott, ist …] keinem Sinn zugänglich, ist er uns doch unmittelbar gegenwärtig, er rührt uns an, er hält uns und macht es uns möglich, uns an ihn zu halten.“ (ESGA 9, 62) – „Der Menschengeist, der vom göttlichen Geist durchdrungen und geleitet ist, erkennt im göttlichen Licht die Urgestalt der Schöpfung unter den entstellenden Hüllen und kann an ihrer Wiederherstellung mitarbeiten.“ (ESGA 11/12, 391)

Gebet: Schwester Benedicta, der Glaube an die Engel gibt mir Zuversicht, inmitten allen Leids an die uns allen gemeinsame Kraft des göttlichen Lebens zu glauben, die die gesamte Schöpfung durchströmt wie der Saft des Weinstocks die Reben. Wir stehen nicht allein im erbitterten Kampf um Leben und Tod. „Wenn mich die Feinde umdrängen“ (Ps 56,2), „dann kämpft Gott für mich.“ (Jos 23,10) In diesem Tal der Tränen blicke ich voll Vertrauen auf zu Euch, ihr Engel und Heiligen: Eure Aufgabe ist es, die Liebe weiterzugeben, deren „Anfang und Ende die dreifaltige Gottheit ist.“ (ESGA 11/12, 332) Von diesem Strahlenbündel von Licht und Liebe, von Leben und Wahrheit sind wir eingefangen und gehalten. Je mehr wir mit Euch vereinigt sind durch die Hingabe an den göttlichen Willen, umso mehr wird Eure Liebe unsere Liebe und Euer Licht unser Licht. Wenn wir an diese Gemeinschaft glauben, sind wir schon im Licht. Erfleht uns die Mitarbeit an der Wiederherstellung der Schöpfung! Amen.


Material für Friedensgebete

Aus “Das Weihnachtsgeheimnis” (ESGA 19, 2-14) 

Jesus als Kind in der Krippe bringt “den Frieden auf Erden […]. […] Wo ist der Friede auf Erden? Friede auf Erden denen, die guten Willens sind! (Lk 2,14) Aber nicht alle sind guten Willens. Darum mußte ja der Sohn des Ewigen Vaters aus der Herrlichkeit des Himmels herabsteigen, weil das Geheimnis der Bosheit die Erde in Nacht gehüllt hat. Finsternis bedeckte die Erde, und er kam als Licht, das in der Finsternis leuchtet, aber die Finsternis hat ihn nicht begriffen. (Joh 1,5) Die ihn aufnahmen, denen brachte er das Licht und den Frieden: den Frieden mit dem Vater im Himmel, den Frieden mit allen, die gleich ihnen Kinder des Lichtes und Kinder des Vaters im Himmel sind, und den tiefen innern Herzensfrieden, aber nicht den Frieden mit den Kindern der Finsternis. Ihnen bringt der Friedensfürst nicht den Frieden, sondern das Schwert. (Mt 10,34) Ihnen ist er der Stein des Anstoßes, gegen den sie anrennen und an dem sie zerschellen. Das ist die eine schwere und ernste Wahrheit, die wir uns durch den poetischen Zauber des Kindes in der Krippe nicht verdecken lassen dürfen. Das Geheimnis der Menschwerdung und das Geheimnis der Bosheit gehören eng zusammen. Gegen das Licht, das vom Himmel herabgekommen ist, sticht die Nacht der Sünde um so schwärzer und unheimlicher ab.”


ESGA 20, 141 (Hochzeit des Lammes, 14.9.1940):

“Es war so oft in den letzten Monaten die Klage zu hören, daß die vielen Gebete um den Frieden noch keine Wirkung gehabt hätten. Welches Anrecht haben wir auf Erhörung? Unser Verlangen
nach Frieden ist sicher echt und aufrichtig. Aber kommt es aus einem ganz gereinigten Herzen? Haben wir wahrhaft „im Namen Jesu“ gebetet – d. h. nicht nur mit dem Namen Jesu auf den Lippen, sondern im Geist und in der Gesinnung Jesu, einzig um der Ehre des Vaters willen, ohne jede Eigensucht?”


ESGA 20, 200f. Pax vobiscum:

“Pax vobis. Der Friede sei mit euch! 

Das ist der Ostergruß des Auferstand’nen. 

Den Frieden in die Welt zu bringen ist Er Mensch geworden.
Ihn kündeten die Engel auf den Fluren Bethlehems.
Frieden – Geborgenheit im Schoß des ew’gen Vaters:
Du hattest ihn, o Herr, auch da als Pilger Du auf Erden weiltest.
Und Deine Mutter hatte ihn, weil ihr Herz eins mit Deinem.
Du gabst dem Vater in der Höhe Ehre,
Daß Er den Blick zur Erde wieder lenke
Und Friede auch den Friedelosen werde.
Vollendet ward es erst durch Deinen Tod.
Da Du vollbracht das blut’ge Werk der Sühne
Und in des Vater Hände Deinen Geist gegeben,
Da neigte Er sich nieder zu den Deinen
Und nahm mit Dir sie auf in Seinen Schoß.
Nimmer versiegend quillt der Strom des Friedens,
Er nimmt den Weg durch Deiner Mutter Herz,
Sie leitet ihn mit milden Händen zu den Menschen.
Du, Königin des Friedens, bautest unser Haus,
Daß eine Stätte es des Friedens werde.
Die Herzen Deiner Kinder sollen Schalen werden,
Die überfließen von dem Himmelstau
Und Fruchtbarkeit dem dürren Lande geben.”


ESGA 20, 253f. (“Sankt Michael”):

“Das göttliche Herz Jesu
O lauschet wohl auf seine leisen Worte,
Die Er in der Tiefe Eurer Seelen spricht
Lernt schweigen – lernt gelassen sein,
Und Er wird Wunder in Euren Herzen wirken
Seid überzeugt: wenn Friede in Euch herrscht,
Der wahre Friede, den nichts mehr verstört,
Dann wird auch Friede kommen für die Welt.”


ESGA 20, 363 (Officium B.M.V. Regina Pacis)

“1. Auf den Weg des Friedens lenke unsere Schritte, schönste Friedenskönigin.
2. Mit Deinem jungfräulichen Fuß, zertritt den Kopf der alten Schlange, mächtigste Friedenskönigin.
3. Frieden und Wahrheit lehre uns, weiseste Friedenskönigin.
4. Mit dem Band des Friedens vereine unsere Herzen, mildeste Friedenskönigin.
5. Im ewigen Frieden befestige uns, treueste Friedenskönigin.”