Edith Stein als Widerstandskämpferin des Monats

Gedenkstätte Waldram/Wolfratshausen, Bayern

Das Museum im „Badehaus Waldram“ besteht seit 2018 und zeigt Exponate und Ausstellungen zum letzten „jüdischen Stetl“ in Deutschland. Nach Kriegsende 1945 wurden jüdische „displaced persons“ dorthin gebracht, um von dort aus eine neue Heimat zu finden. Ab 1956 wohnten dort Heimatvertriebene. – In diesem Monat wurde Edith Stein, deren Portrait von der Dresdner Künstlerin Mechthild Mansel in der aktuellen Sonderausstellung „Galerie der Aufrechten“ zu sehen ist, zur Widerstandskämpferin des Monats ausgewählt. Zum Begleittext sind folgende Hinweise zu beachten:

Link zu den Hinweisen

1. Die korrekten Lebensdaten sind 1891-1942, nicht 1944.
2. Edith Stein war 30 Jahre alt bei ihrer Taufe am 1.1.1922, sie wurde erst 3/4 Jahr später 31. Ihr Geburtsdatum ist 12.10.1891.
3. Folgender Satz verkürzt und verzerrt den Sachverhalt: „Im April 1933 gab Stein ihre Stelle als Dozentin am katholischen „Institut für wissenschaftliche Pädagogik“ in Münster auf, um Nonne im Kölner Karmelkloster zu werden.“ Im Prinzip stimmt das, jedoch ist der politische Druck der Nazis der Auslöser gewesen: Ein Beamter der NSDAP schüchterte den kath. Instituts-Direktor sinngemäß ein: „Sie lassen doch nicht etwa eine Nicht-Arierin in ihrem Institut Vorlesungen halten?“ Daraufhin bat der Direktor Edith Stein, erstmal – vorerst, bis sich die politische Lage beruhigt hätte – still wissenschaftlich zu arbeiten. Während dieser Zeit schrieb sie ihre Autobiographie „Aus dem Leben einer jüdischen Familie“, um zu zeigen, dass jüdische Familien nicht viel anders sind als andere deutsche Familien. In dieser Zeit prüfte sie außerdem ihren früheren Wunsch (seit 1921), in den Karmel einzutreten. Ihr Geistlicher Ratgeber, Erzabt Raphael Walser (Beuron), war bisher dagegen gewesen, dass sie ihre Berufung, Vorträge zu Frauenfragen zu halten und Frauen zu ermutigen, aufgibt – nun hatte er keinen Grund mehr, ihr vom Klosterleben abzuraten. Daraufhin kündigte Edith Stein tatsächlich selbstbestimmt, um ins Kloster zu gehen. Aber wenn man den Druck der Nazis nicht erwähnt, der nicht direkt auf sie ausgeübt wurde, jedoch auf den Instituts-Direktor, der sein Institut vor der Schließung retten wollte und daher Edith Stein das öffentliche Wort verbot, dann klingt das eher, als wollte Edith Stein selbst vor dem Druck fliehen und sich retten. Davon kann jedoch nicht die Rede sein. Das Institut wurde dann 1937 zwangsgeschlossen. Eine alternative Formulierung könnte lauten: „Im April 1933 wurde auf ihren Arbeitgeber von NSDAP-Beamten Druck ausgeübt, Edith Stein keine Vorlesungen mehr halten zu lassen. In der als „vorerst“ gemeinten Zwangspause reifte Edith Steins Entschluss, in den Karmel einzutreten und ein Leben des fürbittenden Gebets zu führen, da sie offensichtlich in der Öffentlichkeit nicht mehr wirken konnte. Sie kündigte und trat am 14.10.1933 in den Kölner Karmel ein.“
4. „Brückenbauerin“ zwischen Juden und Christen ist eine Formulierung, mit der sich viele Juden aus ihrer gläubigen Perspektive zurecht schwertun. Für gläubige religiöse Juden bleibt Edith Stein ein Ärgernis, gläubige Juden sprechen ja sogar das Totengebet für einen Juden, der sich taufen lässt. Treffender könnte man vielleicht formulieren: „Für Christen ist Edith Stein ein Vorbild, das sie dazu motiviert, sich intensiver mit dem Judentum zu beschäftigen.“
5. „sie bat Pius XI. vergeblich“ – Edith Stein interpretierte die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (1937) als eine Reaktion auf ihren Brief.
6. Die Deportation der 244 kath. getauften Juden in den Niederlanden erfolgte als Racheakt der Gestapo auf den Protest der kath. Bischöfe der Niederlande, die am 26.7.1942 einen Hirtenbrief gegen die Judenverfolgung in allen kath. Kirchen hatten verlesen lassen. Die kath. Kirche der Niederlande hatte ihre Stimme gegen die Judenverfolgung erhoben, woraufhin direkt 244 Menschen getötet wurden – natürlich sollte das vor weiterem Protest abschrecken. Man weiß von Zeugen aus den Zwischenlagern, dass Edith Stein und andere ihr Schicksal in Kauf nehmen wollten und dem Protest der Bischöfe, der ihnen direkt schadete, zustimmten. Daher kann man von einem kath. Martyrium sprechen, obwohl sie als Juden ermordet wurden; alle 244 kath. getauften Juden sind damit Märtyrer. Daher spricht man auch von „Edith Stein und ihren Gefährten“.

Dr. Beate Beckmann-Zöller

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